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Full text of "Ueber die Annales Enhardi Fuldensis und Annales Sithienses"

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(J 0 HEBER DIE 

AM ALES ENHAKDI FUIDENSIS 

UND 

ANNALES SITHIENSES. 


Dr. BEBATHABD ED. IIBSOI. 


JENA, 1863. 

DRUCK UND VERLAG VON FRIEDRICH MAUKE. 




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Perlz lässt sich ln der Einleitung zu seiner Ausgabe der grossen Fulder Annalen (Monum. Ger- 
maniac I p. 337 sq.) über die im ersten Theile derselben, den Annalen des Enhard (680—838), be¬ 
nutzten Quellen folgendermassen vernehmen: 

Dies Werk sei bis zum Jahr 830, mit sehr geringen Ausnahmen, aus andern und zwar noch 
vorhandenen Quellen compilirt. Es hätten dem Verfasser die kleineren Lorscher Annalen 1 ) bis 
zum Jahr 788, die grösseren demselben Kloster zugeschriebenen Jahrbücher mit der Fortsetzung 
„des Einhard“, ferner die älteren Fulder Jahrbücher, Einhard’s Leben Karls des Grossen, endlich 
vielleicht nocli andere, in seinem Kloster aufbewahrte Notizen Vorgelegen. Die Auszüge aus all 
diesen verschiedenen Schriften habe er Jedoch nicht sowohl zu einem in sich harmonischen Ganzen 
zu vereinigen als vielmehr nur jahrweis zusammenzustellen sich bemüht, indem er dabei nach dem 
Grundsätze verfuhr, kein Jahr ganz leer zu lassen. 

Speciellcr sei der Autor im ersten Theile seiner Arbeit fast wörtlich den kleineren Lorscher 
Annalen gefolgt. Nur, was dieselben erst zum fünften Jahr der Regierung Karlmanns und Pippins 
über den heiligen Bonifacius berichten, setze er mit einigen Veränderungen bereits unter 717 und 
719. Er erzähle ferner den Tod Chlotars und den sächsischen Feldzug Karl Martell’s, davon 
jenes Ereigniss an dem andern Orte dem vierten, dieses dem siebenten Regierungsjahre des Letz¬ 
teren zugeschrieben werde, bezüglich zu 719 und 721 2 ). Er erwähne 723 den bairischen und Ala¬ 
mannenkrieg zum zweiten Male, 744 die Anfänge Fulda’s, unter 751 habe er vielleicht Einiges aus 
der Vita Karoli entlehnt. Dass er auch noch andere kurze Jahrbücher, und zwar die s. g. Annales 
Laureshamenses, benutzt habe, werde durch die Notiz a. 757 über die in das Frankenreich gelangte 
Orgel erwiesen. Woher er jedoch a. 754 die falsche Angabe, dass Karlmann ln Lyon gestorben 
sei— und die andere richtige von der Gesandtschaft des Hieronymus, die sonst nur noch in den 
„Thaten der Päpste“ zu finden, genommen, sei nicht zu erkennen, während seine Worte unter 759 
w'ohl lediglich zu dem Zwecke, die Jahresreihe ununterbrochen zu erhalten, eingeschoben wären. 


1) Deren Fortsetzung (von 804 bis 817) wenigstens auch aus Fulda stammt. 

2) Dies ist ein lapsus calami. Das siebente Jahr Karl Martell’s und das Jahr 721 n. Chr. ist das nämliche und 
beide Jahrbücher stimmen hier überein. Andere chronologische Differenzen scheiden sie a. 719 und 721. 

1 * 


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4 


So bis 769. Hinter diesem Jabre tritt nach Pertz allmählich eine Veränderung in d e r Art her¬ 
vor, dass unser Annalist, sich nunmehr wesentlich den grösseren Annalen von Lorsch anschlies¬ 
send, die kleineren Annales Laurissenses immer weniger berücksichtigt, wenn er aus ihnen noch 
die Worte „Widukindo tyrannidi nltente“ (778) und a. 781 das ,,sanguis etiam e terra etc.“ auf¬ 
nahm. Jene grösseren Annalen schreibe er freilich bis zu deren Ende (829) nicht völlig aus, son¬ 
dern ziehe sie zusammen. Einiges diesen Auszügen beigemischte Eigenthümliche, das Kloster Fulda 
und auch andere Gegenstände betreffend, begegne uns unter 778. 779. 786. 793. 794. 802. 817. 
818. 819. 822 und finde sich zum Theil auch ln den alten Fulder Annalen. Von 830 an endlich 
bis 838 seien diese Jahrbücher das selbstständige Werk des Enhard. — 

Wir versuchen diese Analyse, vermittelst einer noch mehr jedes Einzelne in’s Auge fassenden 
Vergleichung jener bezeichneten Quellen sowie durch Hinzuziehung einiger seither erfolgter neuer 
Publikationen, zu präcisircn und zu ergänzen, in einigen Punkten auch zu berichtigen. — 

Bis 769 scheinen Pertz die Ann. Laurissenses minores die fast ausschliessliche Grundlage der 
Ann. Fuldenses. — Wir geben dies zunächst bis 740 zu, da wir es weiterhin, wie bald darzutbun 
sein wird, nicht können. Bis zu jenem Jahre (740) treten aber zwischen beiden Schriften in der 
That nur folgende erhebliche Unterschiede hervor* •*) ). 


Annales Laurissenses minores. 

.Huius Pippini ex Alplieida filius Carlus •) [Märtel- 

lus cognomen]. 

1. 715. Karlug regnavit annos 27. Hic ••) auxilio Dei 
de custodia, qua detenebatur, a Plicthrude matrona, relicta 
Pippini, liberatur. 


5. 746. Bonifacius, vir sanctus de genere Anglorum, le- 
gatus Germanicus Romanae ecdeBiae, Mogontiacae civita¬ 
tis episcopus ordinatur; qui praedicatione sua multos 
populos Thuringorum, Hessorum, nec non et Austrasio- 
rum ad fidem rectam et christianam religionem, a qua 
diu aberraverant, convertit, sed et monagteria monacho- 
rum ac virginum primus in partibus Austriae exorsus est. 

•) ex Fredegar. cap. 103. Pertz (M. Germ. I. 114). 

•*) ex Fredeg. c. 105. P. 


Annales Enhardi Fuldensis. 

Huius [Pippini] filius Carolus ex Alpheida, quam post- 
habita priore coniuge Plidthrude, duxituxo- 
rem, sub honore maiordomatus tenuit regnum 
Francorum annos 27. 

715. Post mortem Pippini Plidthrud, relicta eius vidua, 
in comparabili odio contra Karol um succensa, 
custodia eum publica observari iubet. Unde ille 
divino auxilio liberatus... 

717.. .. His temporibus Wynfridus, qui et postea, cum 
episcopus ordinaretur, Bonifacii nomen accepit, doctor 
cathol icus, natione Anglus, primum Romam, deinde cum 
auctoritale Gregorii papae in Franciam ad praedicandum 
verbum Dei venil 2 ). 

719.. .. Bonifacius vir 8ancti6gimus, a praesulese- 
dis apostolicae Gregorio Mogontiacae civitati, 
metropoli Germaniae, archiepiscopus ordinatur, et 
legatuB Germanicus Romanae aecclesiae in Franciam 
mittitur; qui praedicatione sua multos populos Thu¬ 
ringorum videlicet, Hessiorum et Austrasiorum, ad fidem 
rectam, a qua diu aberraverant, convertit, monasteria quo- 
que monachorum et virginum primus in partibus Germa- 
niae inslituit. 


1) Ueber einzelne unbedeutendere vergl. oben Seite 3. Auch die Zusätze einzelner Handschriften der Ann. Fuld. las¬ 
sen wir hier unbeachtet. 

2) Vergl. oben S. 3 die Bemerkung von Pertz. 


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Annales Laurissenses minores. 

(8. 722. Karlus Alamannos et Baioarioa armis subegit.) 
9. 723. Per id em tempus Eudo pacis iura teme- 
rare nitilur. 

26. 740. Karlus*] Gothos superatos, Saxones et Freso- 
nes subaclos, Sarracenos expulsos, Provinciales receptos, 
regnum Francorum felicilerpossidens moritur in villa 
Wer inbria. 

*) Karlus.Werinbria] secundum Fredegarium cap. 

109. 110; quo tarnen invito vox moritur...scripta 
est. Pertz (M. Germ. I. 105). 


Annales Enhardi Fuldensis. 

(722. Karolos Alamannos et Baioarios armis subegit.) 
723. Iterum Alamanni et Norici pacis iura teme- 
rare nitu n tur *). 

740. Paxetquies regno Francorum perKa- 
rolum redditur ad tempus, Gothis superatis, Sa- 
xonibus et Fresonibus subactis, expulsis Sarracenis, Pro- 
vincialibu8 receptis. 


Die eigentlich allein bedeutenden unter diesen Abweichungen sind diejenigen a. 717 und 719; 
auch sie freilich nicht sowohl wegen der materiellen Zusätze des Fulder Autors, als um der gänz¬ 
lichen Veränderung der Chronologie willen, welche er hier vorgenommen hat. Hierzu muss er, allem 
Anschein nach, durch einen andern Einfluss bestimmt, resp. befähigt worden sein. Und es darf 
daher immerhin von uns nicht unbemerkt bleiben, dass sich gerade diese seine Notizen über den 
heiligen Bonifaz beinahe wörtlich in den Metzer Annalen unter 718 wiederflnden 2 ). Ja ebendort 
(z. J. 714) wiederholen sich auch seine Worte unter 715, welche, wie wir wahrnehmen, ebenfalls 
einen Zusatz zu den Ann. Laurissenses minores enthalten 8 ). 

Freilich erscheint auch uns die Annahme, dass diese Verwandtschaft einfach aus einer Benutzung 
unserer Fulder Annalen durch die späteren Jahrbücher von Metz sich herschreibe 4 ), zunächst um so 
mehr als die richtige, als wir ja das aus den Ann. Laurissenses minores Geflossene mit in die 
Ann. Mettenses übergegangen sehen — und ferner in diesen letzteren auch spätere Theile der Ful- 
denses continuo sich ausgeschrieben Anden 0 ). 

Aber anders verhält es sich mit der Analogie, die hier ausserdem die Jahrbücher von St. Al¬ 
ban in Mainz (Annales Wirziburgenses) bieten, in denen wir lesen 6 ): 

716. Sanctus Bonifacius, qui et Winfridus, a Gregorio papa in Franciam ad praedicandum 
verbum Del missus est. 

719. Sanctus Bonifacius Mogontiacensi civitati a Gregorio papa archiepiscopus ordinatur. 

Diese Notizen haben mit dem Bericht der kleinen Lorscher Annalen nichts gemein; sie 
stimmen vielmehr im Wesentlichen mit den Zusätzen, welche der Fulder Annalist jenen hinzuge- 
ftigt hat, und auch ziemlich genau mit dessen eigenthümlicher Chronologie. Auch wären zwar, nach 
der gewöhnlichen Analyse dieser Jahrbücher von St. Alban 7 ), die erwähnten Sätze ebenfalls mit- 

1) Vergl. die Bemerkung von Pertz oben S. 3. 

2) Vergl. Mon. Germ. I. 324 — 325 n. 31) sowie Pertz’s Bemerkung in der Einleitung zu den Ann. Mettenses (p. 315): 
[auctor] annales Fuldenses annis 719. 837 (soll wohl heissen: 838) — 852, 854. 857. 858. 867.... exscripsit. cf. 
p. 336. 

3) (Mon. Germ. 1. 322) Defuncto autem Pippino maxima conturbatio orla est in gente Francorum.) Plectrudis 

etiam, relicta Pippini vidua, incomparabili odio contra Karolum succensa, custodia eum publica observari iubet. Vnde 
ille divino auxilio liberatus est (vergl. oben S. 4). Diese Uebereinstimmung hat Pertz nicht bemerkt. 

4) S. Pertz a. a. 0. 

5) Ebend. Freilich ist in dieser Weise dort erBt die nicht mehr von Enhard (sondern von Rudolf) herruhrende 
Fortsetzung der Ann. Fuldenses benutzt. 

6) Mon. Germ. S. S. II. 239. 

7) Vergl. Pertz, M. Germ. S. S. II. 238, Waitz (Nachrichten von der Göttinger Universität 1857 S. 55), Wattenbach, 
Deutschlands Geschichtsquellen S. 273, Potlhast, Bibliotheca hislorica medii aevi p. 140. 


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telbar — durch Hermannus Contractus und das Chronlcon Wirziburgense — aus den Ann. Ful- 
dens. in sie hineiagekommen: aber diese Annahme ist vielleicht noch nicht über allen Zweifel er¬ 
haben *). 

Die andern Zusätze der Ann. Fuldcnses in dem betreffenden Abschnitt scheinen mir, höchstens 
noch diejenigen unter 740 ausgenommen, ohne weitere Bedeutung und insbesondere die Differenz 
a. 723, aller Wahrscheinlichkeit nach, nur ein Fehler der dem Autor Vorgelegen habenden Hand¬ 
schrift der Laurissenses minores oder eine missverständliche Benutzung derselben von seiner Seite, 
denn der Ausgang beider Sätze ist Ja sogar derselbe *). 

Aber von 741 an tritt in der That eine Wandelung ein. Die Annales Laurissenses 
minores bleiben nicht mehr bis zum Jahre 769, wie es Pertz schien, die fast 
ausschliessliche Quelle der Ann. Fuldenses, sondern sind in diesen nun vielv 
mehr beinahe überall, beinahe zu jedem Jahr in ausgedehnterem Maasse er¬ 
gänzt. Auch, wo der Verfasser der letzteren mit ihnen materiell nach wie vor übereinstimmt, 
bindet er sich doch keineswegs mehr so ängstlich an ihren Wortlaut. Die Chronologie stimmt nur 
noch selten; in mehreren Jahrberichten zeigt sich überhaupt gar keine Aehniiclikeit mehr. 

Diese Veränderung zu erklären, genügt die Annahme einer Benutzung der Annales Laures- 
hamenses oder der Reichsannalcn schon von diesem Punkte ab eben so wenig, als eine solche streng 
zu begründen wäre. Es ist eine andere Quelle, welche hier in die Annales Fuldenses cinraündet, 
um ihren Einfluss dann weithin bemerklich zu machen — und nach einer genauen Prüfung aller 
einschlagenden Verhältnisse, die ich im Folgenden darzulegen versuche, behaupte ich, dass wir diese 
Quelle — mittelbar oder unmittelbar — in den s. g. Annales Sithienses linden. 

Mo ne, welcher diese Annalen herausgegeben hat 3 ), fand sie in einer Handschrift des 9. Jahr¬ 
hunderts zu Boulogne-sur-mer, welche, aus der ehemaligen Abtei St. Bertin in St. Omer stam¬ 
mend , übrigens das Enchiridion S. Augustinl nebst einigen Schriften Prosper’s enthält 1 ). Auch 
die Schrift der Annalen, welche ungefähr in der Milte auf dem Rande mehrerer Blätter eingezeichnet 
sind, gehört dem neunten Jahrhundert an. Ihre Jahreszahlen beginnen schon mit 532 (dem Schlüsse 
der ersten Dionysischen Periode) und reichen bis 856 hinab; die eigentlichen geschichtlichen Nach¬ 
richten fangen aber, indess vorher im Wesentlichen nur einzelne Königsnamen eingetragen sind 8 ), 
erst mit 741 an, von wo ab sic darauf, mit Ausnahme einiger Jahre, ununterbrochen bis 823 fort¬ 
laufen. 

Schon aus diesem Anfangspunkte (741), welchen diese Annalen mit den Fortsetzungen derjenigen 
von St. Amand, von Lobbcs und der des Petavius, sowie mit den grösseren von Lorsch und den 
s. g. Annalen Einhard’s theilen, vermulhete Mone, dass sie kein der Abtei St. Bertin (vorher Sithiu) 
ursprünglich angeliöriges Werk seien, und der Umstand, dass sie in dem von daher stammenden 
Manuscript nur beiläufig auf den Rand geschrieben sind, schien ihm diese Vermulhung zu bestätigen. 

Auf die Frage nach ihrem Ursprünge übergehend, bemerkt er, sie zeigten ,,eine so grosse 
Uebereinslimmung mit Enhards fuldischen Jahrbüchern, dass beide Werke 


1) Man bemerke aucli, dass die erste der in Rede stehenden Notizen von Herr man dem Lahmen zwar, gleich 
den Ann. Fuldenses, dem Jahre 717, in den Ann. S. Albani dagegen bereits d. J. 716 zugescliricben wird. 

2) Ein ähnlicher Irrlhum scheint a. 760 (vergl. Ann. Lauriss. min. 763) vorzuliegen. 

3) Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit 6. Jahrgang 1836 S. 5 ff. 

4) Er nannte sie Annales „Sithienses“ nach dem dortigen Berge Sithiu. St. Omer liegt südlich von Dünkirchen. 

5) A. 717 findet sich die Notiz: Karolus filius Pippini regis coepit pugnare in tlinciaco. 


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offenbar auf dem nämlichen Original beruhen.“ Unterschieden findet er sie nur insofern, 
als „die Jahrbücher von Silhiu die (speciell) fuldischen Notizen nicht haben und mehrere Jahre leer 
lassen, weiche Enhard ausfüllt —, als ihnen ferner auch sonst noch manche Zusätze fehlen, die 
bei diesem stehen und sie endlich manchmal anders abgefasst und im Allgemeinen seit dem Jahre 
801 viel weniger ausführlich sind, als Enhard.“ „Dagegen“, bemerkt er umgekehrt, „finden sich 
doch auch einige Angaben in den Jahrbüchern von Silhiu, die im Enhard nicht Vorkommen“ — und 
er schliesst seine kurze Untersuchung mit dem Salze: „die Quelle beider Werke waren 
Eginhards Annalen, und da jene von Sithiu kürzer sind, als die Enhards und 
gar nichts von Sithiu erwähnen, so scheinen sie mir die ursprüngliche Ab¬ 
fassung Eginhards treuer wiederzugeben, als irgend eine andere Ueberar- 
beitung.“ 

Nach dieser Publicalion Mone’s hat Waitz in dem Archiv der Gesellschaft für ältere deutsche 
Geschichtskunde 1 ) den Nachweis zur führen gesucht, dass die also an’s Tageslicht ge¬ 
kommenen Jahrbücher die Aufnahme in die Monumenta Germaniae nicht ver¬ 
dienten — und zwar aus folgenden Gründen. 

Waitz bekennt zunächst, in dem Schlusssätze der Monischen Einleitung zu denselben 2 ), „weder 
die Gründe noch selbst die Meinung des Verfassers recht zu verstehen.“ Damit man aber nicht 
glaube, es sei die Aufnahme jener Annalen auch in-die Monumenta nothwendig,“ bemerkt er, dass 
dieselben „vom Jahr 741 an nichts als ein Auszug aus.Enhards fuldischen An¬ 
nalen“ sind. „Denn,“ wie er zur näheren Begründung hlnzuttigt, „wir sehen, wüe Enhard seine 
Quellen, anfangs die Ann. Laurissenses minores, später die majores, ausserdem andere Hülfsmittel 
benutzt (Perlz I p. 338): überall folgt ihm gleichmässig der Verfasser dieser Annalen; er behielt 
auch den wörtlichen Ausdruck desselben bei, wie die Vergleichung Jedes beliebigen Jahres lehrt.“ — 
Den einzelnen Abweichungen der Ann. Sithienses von den Fuldenses erkennt Waitz daneben keine 
Bedeutung zu; von dem Jahre 806 an scheinen ihm in den ersleren, ausser Enhard, auch die fortge¬ 
setzten Annales Laurissenses majores benutzt zu sein. — Und seine Meinung ist dann die 
geltende 3 ), die Ann. Sithienses sind in die Monumenta Germaniae unaufge- 
nommen geblieben. — 

Und doch, nach einer genauen Vergleichung aller betreffenden Schriften miteinander, sehen wir 
uns eben in der Lage, diese Ansicht über die Annales Sithienses noch viel weniger als die Mo¬ 
ne’s theilen zu können. 

Jene von Waitz beinahe unverständlich gefundene Annahme des Letzteren von einer gemein¬ 
samen Quelle derselben und der Ann. Fuldenses, welcher sie jedoch näher stehen sollen als diese, 
kann ich mir freilich nur so deuten, dass Einhard, nach dieser Vermulhung, die ihm zugeschriebenen 
Reichsannalen ursprünglich nicht gleich in ihrer bekannten ausführlichen Gestalt, sondern in kürzeren 
Umrissen aufgezeichnet hätte, und wir eben diese anfängliche Form seines Werks am treuesten, am 
wenigsten verändert ln den Ann. Sithienses wiederfänden 4 ). 


1) VI 739. ff. 

2) S. oben. 

3) Vergl. die Directorien von Wattenbach (S. 122 n. 2.) und Potthast (S. 137) sowie Bähr’s Gesch. der rim. 
Literatur im Carolingischen Zeitalter S. 171. 

1) Waitz’s Vennuthung, dass bei Hone an der betreffenden Stelle vielleicht statt „Eginhards“ „Enhards“ tu lesen 
sei, sieht er ja selbst — und wobt mit Recht — wieder zurück. 


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Diese Annahme ist allerdings ganz neu und bedürfte mindestens einer ausführlichen Begründung, 
die von Mone doch gar niciil einmal versucht worden ist und wohl auch in der That sehr schwer 
zu beschaffen wäre. 

Selbst in ihrer bekannten Gestalt können die Reichsannalen, wie wir uns überzeugen werden, 
die alleinige gemeinsame Quelle, auf welcher die Uebereinslimmung zwischen den Ann. Fuldenses 
und Sithlenses beruht, nicht sein, ob sie auch in den ersteren offenkundig, in den letzteren wahr¬ 
scheinlich benutzt sind. — Dagegen könnte der Satz Mone’s, „dass beide Werke auf dem näm¬ 
lichen Original beruhen,“ in gewissem Sinn das Richtige treffen. Nur müssen die Sithlenses 
diesem Original mindestens so nahe stehen, dass wir im Ganzen und Grossen 
annehmen dürfen, dasselbe — und damit eine sonst unbekannte Quelle der 
Ann. Fuldenses in ihnen zu besitzen. * 

Denn Wa itz’s herrschend gewordene Ansicht stellt sich wirklich als nicht haltbar, als ein 
Irrtbum, der aus unzulänglicher Vergleichung entstanden, dar; und zwar unzulänglich desshalb, weil 
ihm dabei offenbar nur die betreffenden beiden Schriften selbst, nicht — was der Sicherheit wegen 
nöthig gewesen wäre — zugleich die bekannten Quellen der Annales Fuldenses vor Augen gelegen 
haben. So erregte der Umstand, dass allerdings die kürzeren Berichte der Sithlenses fast alljährlich 
Wort für Wort mit den entsprechenden Sätzen der Ann. Fuldenses Ubereinstimmen, den Schein, 
als ob ihr Verfasser dem Enhard überall gieichmässig folge, gleichviel welchen Quellen sich dieser 
auch immer anschliesst. Abej* in Wirklichkeit liegt das gerade Gegentheil davon 
vor — und, wie jener Schein, wenn er Thatsache wäre, allerdings für die Abhängigkeit der Sithi- 
enses von den Fuldenses entschieden hätte, so entscheidet nun sein (zu beweisendes) Gegentheil eben 
auch für das Gegentheil. — 

Zum Belege will ich zunächst darthun, dass die Annales Sithlenses alles dessen 
entbehren, was die Annales Enbardi Fuldensis den Annales Laurissenses mi- 
nores verdanken. Wer in diesem Verhältnisse nicht die Nölhigung, eine Abhängigkeit der 
Sithlenses von den Fuldenses auszuschliessen anerkennen wollte, der müsste im Ernste behaupten 
wollen, dass der Autor der ersteren hiemit eine absichtliche und bewusste Ausscheidung 
vorgenommen habe — und dafür würde er gewiss keine plausibeln Gründe beibringen können. — 
Also erstens fehlen die Jahrberichte der Ann. Fuldenses von 680—740, welche, wie wir 
gesehen haben 1 ), fast ausschliesslich auf den Ann. Laurissenses min. beruhen, ln den Sithlen¬ 
ses (obwohl deren Jahreszahlen doch schon 532 beginnen)'gänzlich. — Sodann wollen wir, 
mittelst einer synoptischen Zusammenstellung, das gleiche Verhältniss zunächst für die Jahre von 
741 bis 769 nachwelsen. Es entspricht demselben vollkommen, dass fast Alles, was die Ann. Ful¬ 
denses den Laurissenses minores, ihrer anerkannten Quelle, hinzufügen oder an den Angaben der¬ 
selben ändern, sich umgekehrt so gut wie wörtlich aus den Sithlenses herleiten lässt, während die 
Herkunft dieser Zusätze sonst zum Tbeil schwer oder selbst gar nicht zu erklären wäre: 

1) Vergl. oben S. 4. 


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Annales Sithienses. 

741. Carolus major domus morluus 
est Carisiaci et apud sanctum Dio- 
nystum sepelitur. Cujus filii Car- 
lomannus et Pippinus sub optentu 
majordomatus totius Franciae 
regnum susctpiunt et inter se di- 
vidunt . 

742. Carlomannus et Pippinus Odilo - 
nem ducem Baioariorum rebellare 
conantem proelio superant. 


744. Carlomannus cum Odilone duce 
Baioariae pacem fecit. 


745. Carlomannus et, Pippinus simul 
Saxonum perfidiam vastata eorum 
regione ulciscuntur . 

746. Carlomannus Alamannos Herum 
res novas molientes nonnullis eo¬ 
rum interfectis compescuit. 


Annales Enhardi Ful¬ 
de n 8 i s. 

Karolus anno regni [ducatus 2. 5. 
Pertz] sui 27 moritur Carisiaci et 
apud sanctum Dionishm sepelitur . 
Cuius filii Carlomannus et Pippinus 
sub obtentu majordomatus totius Fran¬ 
ciae regnum susctpiunt et inter se di- 
vidunt . 

Karlomannus et Pippinus Hunaltum*), 
Aquitaniae ducem, imperio suo resisten¬ 
tem, bello superatum, * ad Wascones 
fugere compellunt: simul et Alamannos 
duce Thiotbaldo rebellare temptantes 
* mira celeritate comprimunt. 

743. Karlomannus et Pippinus Oudilo- 
nem , duCem Baioariorum , rebellare co¬ 
nantem proelio superant. 

Karlomannus cum Odilone , duce Baio¬ 
ariorum , pacem facit. * His tempo- 
ribus fundari coeptum est Fuldense coe- 
nobium a sancto Bonifacio in solitudine 
Bochonia. 

Karlomannus et Pippinus simul Saxo¬ 
num perfidiam vastata eorum regione 
ulciscuntur , et castrum Obseburg ca- 
piunt. 

Karlomannus Alamannos Herum res 
novas molientes , nonnullis eorum in- 
terfectis , compescuit. Bonifacius *) ar- 
chiepiscopus cum auctoritate sedis apo- 
stolicae, annuente Karlomanno, duas se- 
des episcopales constituit, unam in Castro 
Wirziburg, ubi Burchartum collegam 
sum ordinavit [episcopum 3. P.]: alte- 
ram in loco qui vocatur Eicbstat, cui 
Willibaldus episcopus ordinatus est. 




*) Die mit einem • bczcichneten Worte der Aun. Fuldenies sind aus keiner 
leiten. 

1) Vergl. a. 719 (oben S. 4). 


Annales Laurisscnses 
min o res. 

26. 740. Karlus.... moritur in villa 
publica Weritubria. 

27. Anno 741. incarnationig dominicae, 
post quem duo liberi eins regnant an¬ 
no s 27. Carlmannus cum fratre Pip- 
pino regnavit annos 7. 

1. 742. Carlmaunus et Pippinus Hu- 
noldum res novas molientem obpri- 
munt, et in ipso itinere regnum in¬ 
ter se quid quisque haberet dividunt. 

2. 743. Per idem tempus rebellante 
Theatbaldo Karlmannus vastavit Ala- 
manniam. 


3. 744. Carlmannus et Pippinus in 
Baioariam exercitum ducunt adversus 
Huodilonem [sui sororium.] 

4. 745. Carlmannus adversus Saxones 
dimicat et castrum Obseburg capit. 


5. 746. Bonifatius, vir sanctus de ge- 
nere Anglorum, legatus Germanicus 
Romanae ecclesiae, Magontiacae civi¬ 
tatis episcopus ordinatur; qui praedi- 
catione sua multos populos Thuringo¬ 
rum, Hessorum, necnon et Austrasio- 
rum ad fidem rectam et christianam 
religionem, a qua diu aberraverant, con- 
vertit, sed et monasteria monacborum 
ac virginum primus in partibus Austriae 
exorsus est, ipse in Castro Wirzi¬ 
burg sedem episcopalem constituens, 
annuente Carlmanno et auctoritate apo- 
stolici papae. 

6. 747. Burghardus, collega Bonifatii, 
Wirziburgae ordinatur episcopus ; Wil¬ 
libaldus in Eiclisteti episcopus ordinatur* 

der nebenbei citirten Quellen herzu- 


2 


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10 


Annales Sithienses. 

747. Carlomannus relicta quam tene- 
bat potestate Romam vadit ibique 
mutato habitu religiöse victurus 
in Casinum ad S. Benedictum 
secessit . 


748. Griphofraler Carlomanni et Fip- 
pitii potestatem quandam affectans 
primo ad Saxones deinde ad 
Baioarios se contulit . 


762. Hildericus rex, qui ultimus Mero- 
ingorum Francis imperavit , de- 
positus et Fippinus regni honore 
sublimatus est. 


763. Fippinus Herum Saxonum per- 
fidia provocatus regiones eorum 
devastat. Stephanus papa Ro¬ 
manus auxilium contra Lango- 
bardos petens in Franciam venit. 
Gripho frater regis cum Italiam 
petere conaretur , a comitibus fra- 
tris in Burgundia occisus est. 


Annales Enhardi Ful¬ 
de n s i s. 

Karlomannus , relicta quam tenebat po- 
testale , Romam vadit , ibique mutato 
habitu religiöse victurus in Casinum 
ad sanctum Benedictum secedit, ct mo- 
nachue efficitur. 


Gripho, frater Karlomanni et Pippini, 
potestatem quandam affectans , ad Sa¬ 
xones se contulit. Pippino vero per 
Thuringiam ingresso Saxoniam, super 
fluvium % Obacra in loco qui dictlur 
Horobeim Saxones occurrentes, Gri- 
phonem cum eo pacificare cupientes. 
Gripho autem, nec Saxonibus, nec Fran¬ 
cis se credens, in Baioariam fugit. 


Zacharias papa ex auctoritate sancti 
Petri apostoli mandat populo Franco¬ 
rum, ut Pippinus, qui potestate regia 
utebatur, nominisquoque dignitate frue- 
retur. Ita Hildericus rex , qui ultimus 
Meroingorum Francis imperavit ,’ de- 
positus et in monasterium missus est, 
Pippinus vero in civitate Suessionum a 
sancto Bonifacio archiepiscopo in regem 
nnctus, regni honore sublimatus est. 


Fippinus Herum Saxonum per fidia 
provocatus regionem eorum devastat. 
In qua expeditione Hildigarius Colo- 
„niensis episcopus a Saxonibus interimi- 
tur. Gripho frater Fippini am Italiam 
petere conaretur , in valle Maurienna 
a comitibus fratris sui occisus est 
Stephanus papa Romanus , auxilium 
contra Haistulfum regem Langobardo- 
rum petens , ad Pippinum in Franciam 
venit , a * quo honorifice susceptus, 


Annales Laurissenses 
minore s. 

7. 748. Carlmannus regnum temporale 
pro aeterno regno dispiciens, fratri 
regnum derelinquit, et Romam ad li- 
mina beatorum apostolorum devotus 
pervenit, ibique tonsoratus rcligionis 
habitum suscepit, et in Serapte monte 
monasterium aedificavit, et non post 
multum in monasterio sancti Benedicti 
monachus efficitur... 

7. 748. (monachus efficitur.) Gripho 
frater Pippini in Saxonia aufugit Pip¬ 
pinus cum iam per annos 7. regnaret, 
regnat postea annos 20. 

8. 749. Pippinus in Saxaniam per 
Thuringeam ingreditur; Saxones cum 
Griphone adunati super flurium Hoba- 
car, in loco qui dicitur Horoheim, Gri- 
phonem cum Pippino pacificare cupiunt. 

9. 750. Idem Gripho non credens se 
Saxonibus neque Francis, de Saxonia 
Baioariam petit.... 

12. 753. Zacharias igitur papa se- 
cundum auctoritatem apostolicam ad 
interrogationem eorum respondit, me¬ 
lius atque utilius sibi videri, ut ille 
rex nominaretur et esset, qui potesta- 
teni in regno habebat, quam ille qui 
falso rex appellabatur. Mandavit ita- 
que praefatus pontifex regi et populo 
Francorum, ut Pippinus qui potestate 
regia utebatur, rex appellaretur, et in 
sede regali constitueretur. Quod ita et 
factum est per unctionem sancti Boni- 
facii archiepiscopi Suessionis civitate. 
Appellatur Pippinus rex, et Hildricus 
qui falso rex appellabatur, tonsoratus in 
monasterium mittitur. 

13. 754. Pippinus rex Saxoniam per- 
git; Hildigarius episcopus Coloniensis a 
Saxonibus interimitur. 

14. 755. Gripho Italiam cupiens pene- 
trare, a Theodoino comite’*in valle Mau¬ 
rienna obprimitur, idemque Theodoinus 
ipso certamiue occiditur. 

15. 756. Per idem tempus Stephanus 
papa Romanus venit ad Pippinum re¬ 
gem, postulans adiutorium et defensio- 
nem adversus Heistulfum regem*, eo 


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11 


Annales Sithienses. 


764. Bonifatius Mogontiacensis epi- 
scopus in Frisia martyrio coro- 
natur. Carlomännus Fippini fra- 
ter Lugduni dient obiit. Haistul- 
fus rex Langobardorum in Lan- 
gobardia super atur. Stephanus 

papa Romam revertitur. 


766. Herum Haisiulfus rex Langobar¬ 
dorum a Fippino in proelio su¬ 
per atur, in Ticeno obsessus est, 
ac deinde post reditum Fippini 
in Frantiam in venatione qtta- 
dam equo cadens mortuus est 


767. Consianlinus imperator Fippino 
regi inler cetera mttnera etiam 
organum mittit. 

760. Frima expeditio a Fippino facta 
in Aquitaniam contra Waiparium 
ducem. 


Annales Enhardi Ful- 
densi s. 

apud Parisios duos filios Karlomannum 
et Karlum unxit in reges. 


Bonifacius archiepiscopus Mogontiacen¬ 
sis ecclesiae, evangelizans genti Fre- 
sonum verbum Dei, martyrio corona- 
iur anno episcopatus sui * 36, die 
quarto meosis Junii. Post quem Lul- 
lus in cathedra eius sedit annis 32. 
Karlomannus frater Fippini * cum con- 
silio Haistulfi regis Langobardorum in 
Franciam veniens, ad persuadöndum 
fratri, ne exercitum in llaliam duceret, 
non post multos dies Lugduni vita de- 
cessit. Pippinus vero ltaliam ingres- 
sus, Haistiflfum supcratum et Papiae 
inclusum, obsides dare et res sancti 
Petri reddere sacramento constringit. 
Stephanus'papa, * duce Hieronimo fra- 
tre, Romam revertitur. 

766. * Haistulfus sacramenta mentitus, 
collecto exercitu, Romam impugnando 
circumdat, omnia extra urbem ferro et 
igne devastans. Cuius rei nuntium pon- 
tifex, marino itinere missis legatis, Pip- 
pino insinuat, deprecans et obtestans, 
ne coeplum opus quod sancto Petro 
promiserat, imperfectum relinqueret. 
Iterum Pippinus ltaliam ingreditur, 
Haistulfum Papiae inclusum obsidet, 
Ravennam cum Penlapoli reddere com- 
pellit, * et per Folratum missum suum 
sancto Petro apostolo et Stephano pa- 
pae vicario eius tradidit. 

767. Haistulfus in venatione quadam 
equo lapsus, regnum cum vita perdi- 
dit... 

... Constantinus imperator Fippino 
regi inler cetera munera etiam orga¬ 
num mittit 

Pippinus Waipharii ducis stultitia per- 
motus, ducto in Aquitaniam exercitu, 
iusticias aecclesiarum Dei facere re- 
nuentem, rerum iniuste ablatarum re- 
stitutionem promittere sacramento coe- 


Annales Laurissenses 
minores. 

quod res sancti Petri abstulerat et de- 
praedationes multas Langobardi facie- 
bant. 

16. 767. Stephanus papa unxit duos 
filios Pippini in reges, Karlum et Carl- 
mannum. 

17. 768. Bonifatius archiepiscopus evan¬ 
gelizans genti Fresonum verbum Dei 
martyrio coronatur anno 766, qui sedit 
in episcopatu annos 13, poBt quem Lu- 
lus episcopus annos 32. 

18. 769. Pippinus in ltaliam ingredi¬ 
tur iustitiam sancti Petri ad perquiren- 
dum, Haistulfum sibi in bello occurren- 
tem superat. Heistulfus fugt lapsus 
Papiae includitur, datis obsidibus 40. 
sacramento constrictus res sancti Petri 
restitui. 

19. 760. Stefanus papa Romanus re¬ 
vertitur. Karlmannusmonachus in Fran¬ 
ciam fratrem visitare veniens, Vien- 
nae moritur. 


20. 761. Pipinus in ltaliam proficiscit, 
Heistulfum Papiae inclusum obsedit, et 
ut res sancti Petri redderet, sacra-' 
mento constringit, Ravennam cum Pen- 
tapolim sancto Petro tradidit. 

21. 762. Heistulfus in venatione equo 
lapsus, regnum cum vita perdidit 


23. 764. Pippinus Weiferium ducem in 
Aquitania ecclesiarum iusticias facere 
rennuentem coegit promittere emenda- 
tionern. 

2 * 


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Annales Sithienses. 

761. Sectinda expeditio in Aquita - 
niam . 


762. Tertia in Aquitaniam. 


764. Riems valida et praeter solitum 
prolixa. 

765. Corpora sanctorum GeugonU Na- 
boris et Nazarii de Roma in 
Franciam translata sunt. 


767. Lemonica civitas Aquitaniae a 
Pippino capta . 

768. Vaifarius dux a Francis inter- 
fectus est. Pippinus rex apud 
Parisium decessit. filii eins Car¬ 
lus et Carlomannus infulas regni 
suscipiunt 


Annales Enhardi Ful¬ 
de n s i s. 

Waipharius iuramenta mentitus, Pippino 
molestus efficitur, * ferro ei igne cuncta 
vastando Cayiilionem usque pervenit, 
* Pippinumque sibi cum suis occurrere 
compulit. 

Pippinus cum Karolo filio Burbonem, 
Cantelam, Clarmontem, aliasque civita- 
tes et castella pugnando capit, aliisque 
quamplurimis eius dominatui subiectfs, 
etiam Beturicam ezpugnai. 

Tassilo, nepos Pippini de cxercitu re- 
gis ge subducens, ad Baioarios secessit. 
Hoc anno contigit hiemps valida et 
praeter solitum prolixa. 

Hruodgaogu9, Metensis urbis archiepis- 
copus, corpora sanctonm Gorgonii, 
Naboris et Nazarii a Paulo, Romanae 
sedis apostolico, de Roma in Franciam 
transtulit . 

Lemovica Aquitaniae Pippino ex - 
pugnante capta est 
Pippinus, interfecto Waiphario et omni 
Aquitania subacta rediens, apud Pa - 
risios 8. Kalendas Octob. diem obiit, 
anno aeiatis 54. filiique eius Karolus 
et Karlomannus infulas regni susci¬ 
piunt 


Annales Laurissenses 
minores. 

24. 765. Weiferius sacramenta menti- 
titus, vastando et depopulando usque 
Cavillonem pervenit... 

(pervenit.) Pippinus cum Carlo filio 
exercitum ex adverso movet, castella 
et civitates pugnando capit, Burbonem, 
Cantela, Clarmontem, aliaeque quam- 
plurimae eius dominatui so subiciunt; 
deinde Beturicam expugnat. 

25. 766. Tassilo de exercitu regis ge 
subducens Baioariam petit... 

(petit.) Facta est hiems valida anno 764 
[a 19. Kal. Januar, usque ad 17. Kal. 
April.] 

26. 767. Hruotgangus Metensis urbis 
archiepiscopus postulavit a Paulo Ro¬ 
manae sedis apostolico corpora sancto¬ 
rum martyrum Gorgonii, Naboris ct 
Nazarii, et impetravit, adduxitque ab 
urbe Roma cum honore... 


27. 768. Pippinus omnem Aquitaniam 
peragrando suae dicioni subdit, nec ta¬ 
rnen ut voluit Weifcrium capit, sed ille 
semper vastationi et fugae intentus, 
donec dolo Warattonis peremptus, et 
fugae et tyrannidi finem dedit. Pippi¬ 
nus ab Aquitania regrediens ad san- 
ctum Dionisium 8. Kal. Octobr. diem 
obiit, anno aetatis 54. 


Die blosse aufmerksame Lektüre und Vergleichung dieser Zusammenstellung wird, glaube ich, 
einen unbefangenen Leser bereits von der Richtigkeit oder vielmehr der Nolhwendigkeit unserer 
Ansicht überzeugen. Weil aber andererseits — und bis zu einem gewissen Grade mit Recht — die 
Meinung, welche eine grosse Autorität ln noch so geringfügigen Fragen aufgestelit hat, eben so be¬ 
reitwillig angenommen als beharrlich festgehalten zu werden pflegt, so wollen wir, obschon überall 
das nämliche Verhältniss hervortritt, doch diejenigen Stellen, welche dasselbe am schlagendsten be¬ 
kunden möchten, noch einmal besonders hervorheben. 

Dazu rechnen wir auch die Jahre, wo die Annales Fuldenses jediglich — oder doch mit Zu- 
thaten, deren Herkunft wir ebenfalls zu erkennen vermögen — die eine ihrer von uns angenommenen 
Quellen wiedergeben, während die andere die betreffende Notiz schlechterdings nicht hat, bez. 
ganz schweigt: a. 749. 750. 751. 757. 767. 769. 


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13 

Wir zählen ferner dazu Jene Angabe von Lyon als dem Todesorte Karlmann’s (a. 754), die 
sich Pertz bei unserm Enhard von Fulda gar nicht erklären konnte 1 ) und welche wir nun aus 
den Ann. Sithlenses berleiten dürfen. 

Dazu gehört endlich eine Stelle, wo die Compilation aus diesen letzteren und den Ann. Lauris- 
senses minores von Enhard am ungeschicktesten und rohesten durchgeführt und desshalb am leich¬ 
testen kenntlich ist, nämlich sein Bericht zu 745: Karlomannus et Plppinus simul Saxonum perfldiam 
vastata eorum reglone ulciscuntur, et castrum Ohseburg capiunt 2 ). — Hievon Anden sich in den 
Ann. Sithienses zu dem nämlichen Jahre, bei sonst wörtlicher Uebereinslimmung, die vier letzten 
Worte et — capiunt nicht. Diese Jahrbücher scheinen desshalb ihrerseits, wenn schon hinsichtlich 
der Chronologie (wie auch sonst mehrfach) nicht ganz übereinstimmend, von demselben gemeinsamen 
Zuge beider fürstlichen Brüder nach Sachsen zu sprechen, deii auch die grossen Reichsannalen (Ann. 
Laurissenses maiores) a. 744 mit den Worten-. Iterum Carlomannus et Pippinus perrexerunt in 
Saxoniam erwähnen. Dieselben Reichsjahrbücher unterscheiden aber ganz deutlich von jener ge¬ 
meinschaftlichen Expedition der Brüder eine andere, welche Karlmann allein nach Sachsen unter¬ 
nahm und von der sie bereits zum vorhergehenden Jahre (743) melden: 

(Tune Carlomannus et Pippinus contra Odilonem ducem Baioariorum inierunt pugnam) et Car¬ 
lomannus per so in Saxoniam ambulabat in eodera anno, et cepit castrum quod di- 
citur Hochseoburg per placitum. 

Ebenfalls diesen früheren Zug Karlraann’s berichten die Annales Laurissenses minores mit den 
Worten: Carimannus adversus Saxones dimicat, et castrum Ohseburg capit. Nur freilich 
erst zum vierten Jahre seiner Regierung (745), d. h. zu demselben, in welches die Ann. Sithienses 
jenen andern Feldzug der beiden Brüder setzen. Dadurch ist der Fulder Annalist verleitet worden, 
beide Nachrichten, obwohl sie auf ganz verschiedene Thatsachen Bezug nehmen, in eine 
zusammenzuziehen und zu vermischen, die Einnahme von Seeburg 3 ) (?), welche von den anderen 
Quellen als das Ergebniss des Feldzugs Karlmanns gemeldet wird, auf beide Brüder zu übertragen 
— und desshalb auch deu auf Carimannus bezüglichen Singular capit der Laurissenses minores 
in den zu Karlomannus et Pippinus passenden Plural capiunt zu verwandeln 4 ). — 

Und somit könnten wir feslstellen, dass die Jahrberichte der Annales Enh. Fuldensls von 741 — 
769 zum nicht geringen Theil 6 ), Ja ein Paar von ihnen (a. 757. 767.) sogar ganz auf den 
s. g. Annales Sithienses beruhen. Und daraus folgt, dass wir einen Einfluss der Annales Laures- 


1) Vergl. S. 3. — „unde vero a. 754 falsum de Carlomanni obilus loco Lugduno et verum de Hieronymi legatione, 
de qua praeterea nonnisi ez Gestis pontificum Romanorum constat nuntium acceperil, ignoro.“ (Mon. Germ. I. p. 
338.) 

2) S. Seite 9. 

3) Vergl. über diese Lokalität Hahn, Jahrbücher des fränkischen Reichs 741—752. Excurs X. S. 176. 177. 

4) Ob Hahn (a. a. 0. Excurs IX. S. 174. 175. vgl. S. 65) Recht hat, in der That nicht jene zwei Sachsenzüge, son¬ 
dern nur einen des Karlmann im Jahre 745 anzunehmen, geht uns hiebei nicht an. Wir können nur sagen, dass in 
diesem Falle die Ann. Laurissenses minores hier am besten berichtet wären. Die Auseinandersetzung des Ursprungs 
und gegenseitigen Verhältnisses der Quellenschriften erscheint mir überhaupt nicht als die Hau'ptstärke dieses sonst 
anerkennungswerthen Buches — und falsch sogar, wie wir sehen, ist es, wenn Hahn am angef. Orte sagt: »einige 
abgeleitete Quellen, ann. Fuld. 745 (!) und Ann. Laur. min. erwähnen auch nur einen Feldzug unter Karlmanns 
Leitung. “ 

5) Ganz ausgenommen sind nur a. 749. 750. 751. 755. 756. 758. 759. 763. 766 und 769. 


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14 

hamenses auf jene, aus welchem Pertz insbesondere die Notiz unter 757 herleilen wollte 1 ), nicht 
anzunebmen brauchen. Es sind auch fernerhin gerade solche Angaben der Fuldenses, die wir dem 
Einflüsse der Ann. Sithienses zuzuschreiben haben, welche mit jenen dritten Jahrbüchern überein¬ 
stimmen. Ja, ebenso werden wir auch die Nachricht a. 744 von dem Frieden mit dem Baiern- 
hcrzoge Odilo, welche Hahn*) für möglicher Weise den Annales Petaviani entlehnt hielt, nun einfach 
mit aus den Ann. Sithienses herleiten. 

Verband jedoch der Fulder Autor also die Angaben der Ann. Laurissenses und Sithienses — 
und zwar nicht immer glücklich — mit einander, so ist auch w'ohi der Einfluss hier und da wieder¬ 
zuerkennen, den eine der beiden Quellen auf die Ordnung und Stellung ausgeübt hat, worin er die 
Notizen der andern einreibte 8 ), während er in seiner Chronologie allerdings fast immer den 
Sithienses folgt. 

Im Uebrigen bleibt, wenn schon das Meiste aus dem betreffenden Abschnitt seiner Annalen ein¬ 
fach auf diese Composition zurückzurühren ist, immerhin auch noch Einiges darin übrig, was ihm 
von andern Orten her zufloss. — Zunächst die Nachricht Uber sein heimisches Fulder Kloster a. 
744, die auch wir, wie schon Pertz 4 ), insbesondere auch darum als auf älterer Aufzeichnung (nicht 
auf der Erinnerung) fussend betrachten möchten, w'eil die alten Fulder Annalen später, a. 786, selbst 
die chronologische Disposition des Verfassers bestimmt zu haben scheinen 8 ). 

Dass unter 751 Einhards Vita Karoli M. (c. 1) in unserem Werke benutzt sei 8 ), ist möglich, 
aber nicht gewiss: jedenfalls konnte aus diesem Buche nur die Notiz von dem Ochsengespann, welches 
die merovingischen Könige auf das Märzfeld zog, entlehnt werden. 

Endlich ist noch eine Nachricht übrig, von welcher Pertz nicht wusste, wiesle in die Annales 
Fuldenses gekommen, nämlich a. 754 diejenige von dem Geleit des Papstes Stephan durch Hierony¬ 
mus, die sonst nur noch in den ,,Thaten der Römischen Päpste (< zu finden 7 ). Aber ich glaube 8 ), 
der Autor kannte vielleicht die Anastasianische Vita Stephani III. wirklich. Seine Worte 
a. 753 a quo honoriflce susceptus, apud Parisios —, 

a. 754. — cum consilio Haistulfi regis Langobardorum in Franciam venlens, ad persuadendum 
fratri, ne exercitura in Italiam duceret, non post muitos dies etc. 
a. 755. Haislulfus sacramenta menlitus coilecto exercitu, Romam impugnando circumdat, omnia 
extra urbem ferro et igne devastans. Cuius rei nunlium pontifex, marino itinere missis 
legatis, Pippino insinuat, deprecans et obtestans, ne coeptum opus quod sancto Petro pro¬ 
miserat, imperfectum relinqucret. — 
ferner 756 das „per Folralum missum suum etc.“ 
konnte er keiner seiner sonst bekannten Quellen, w r obl aber der Vita Stephani entnehmen, in der 
es z. B. auch heisst 9 ): 

1) Vgl. Seite 3. Dieselbe Nachricht enthalten übrigens auch — und sogar in noch ähnlicherer Form — die grossen 
Reichsannalen (M. Germ. I. 140.). 

2) A. a. 0. S. 47. vergl. Seite 170. 

3) Vgl. namentlich 752. 753. 

4) S. S. 3 und Annales Fuldenses antiqui 744: initium monasterii Fuldae (M. Germ. SS. 111. 116*). 

6) Vergl. Seite 16. Eigils Vita Sturmi war unserm Autor unzweifelhaft bekannt, aber wir finden bei ihm keine wört¬ 
liche Beziehung auf diese Schrift. 

6) S. Seite 3. 

7) S. Seile 13 Anm. 1. 

8) Wie ich auch schon in meiner Inauguraldissertation über die Annalen des Einhard (p. 59) bemerkt habe. 

9) Muratori Scriptor. rerum llalicarum III. p. 170. 


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15 

Dum elllm saepefalus sanclissimus papa conjungeret Romam, post aliquant! temporls spa- 
Uum fürore vebemenli repletus adversarius Ille, et suae animae lnimicus Aistulfüs Deo sibi 
contrario, non solum . . ea, quae promiserat, minime adimplevit, sed etiam et generalem 
faciens commotionem cum universo rcgni sui Langobardorum populo contra banc Romanam 
venit urbem, quam per trium mensium spatia obsidens, atque ex omni circumdans parle 
fortiter eam expugnabat, omnia quae erant extra urbem ferro et igne de- 
vastans... - 

■ Den Einfluss der Annales Laurissenses minores auf die unsrigen nach dem Jahre 769 bat Pertz 
unterschätzt. Derselbe bekundet sich noch deutlich und in ausgedehntem Maasse a. 771. 772. 773. 774 
(7757)777.778.781, endlich auch noch 794. Jedoch bezeichnet 781 den eigentlichen Grenzpunkt der 
Uebereinstimmung, und ihre Rückkehr unter 794 ist eine ganz vereinzelte. Dass unser Annalist die Wun¬ 
derzeichen, welche die Laurissenses minores und auch andere QueUen erst 786 setzen, bereits dem Jahre 
781 zuschreibt, beruht entweder auf einer falschen Combination oder einem äusserlichen Fehler der Hand¬ 
schrift, welche er benutzte, vielleicht auch missverstand ')• — Dass ihm die Ann. Laurissenses minores 
gerade bis 788 bekannt gewesen seien, dürfen wir Pertz demnach nicht so bestimmt glauben 9 ). 

Die Annales Sitbienses an ihrem Theile fahren dagegen bis zu ihrem Ende (823) fort, denselben 
Einfluss wie bisher beinahe zu jedem Jahr 3 ) auf ihn auszuüben. Mit den aus den Ann. Laurissenses 
minores in die Fuidischen gekommenen Elementen haben sie nach wie vor nichts gemein und werden 
vielmehr umgekehrt lediglich zu deren Ergänzung gebraucht. Wo die Reichsannalen die Hauptquelic 
der Fuldenses sind (wie es nun bald meistens der Fall ist), tritt das Verhältnis allerdings 
nicht ganz so deutlich hervor; zunächst aus dem Grunde nicht, weil die Si- 
thienses mit jenen theilweise sehr nahe verwandt, wahrscheinlich sogar aus 
Ihnen ausgezogen sind. Es kommt hinzu, dass ihr Stoff ln jenen ausführliche¬ 
ren Berichten fast immer mit enthalten ist, also an sich wirklich überall un¬ 
mittelbar aus diesen in die Ann. Fuldenses geflossen sein könnte. Aber aus 
dem bisher erkannten Verhältnisse dürfen wir schlicssen, dass auch jetzt die 
zum grossen Thell wörtliche Uebereinstimmung zwischen den Ann. Fuldenses 
und Sithienses auf dem fortgesetzten Gebrauch der letzteren in jenen beruhen 
wird. Dies Verhältniss kommt auch, trotz allen jenen es verschattenden 
Umständen, selbst jetzt noch mehrmals, — nämlich da, wo jene Uebereinstim¬ 
mung von den Reichsannalen nicht gethellt wird — deutlich zum Vorschein. Der 
Unterschied erstreckt sich in ein Paar Fällen sogar auf wirkliche Thatsachen. 


- 1) Möglicher Weise war ein solcher Fehler am Endo einer Handschrift besonders häufig au finden — oder zu be¬ 
gehen. Wenigstens erinnert mich dieser Fall daran, dass z. B. auch die Annales Mosellani die Notiz der Mur¬ 
bacher Annalen a. 785 (bis wohin sie auf denselben beruhen) „A transitu Gregorii papae usque praesentem fiunt anni 
centum octoginta“ schon unter 777 setzen (s. M. Germ. S. S. XVI. 493. 496 resp. I. 32.). 

2) Freilich bricht auch die älteste Handschrift der grösseren Lorseber Annalen gerade mit diesem Jahre ab (s. M. 
Germ. 1. 124), bis zu welchem Pertz auch die kleineren ursprünglich nur gereicht zu haben scheinen (ebend. 
p. 113). Aber ein Hauptgrund für die letztere Ansicht war ihm, dass er diese Jahrbücher eben auch nur bis dabin in 
den Ann. Fuld. benutzt zu finden glaubte, was nicht ganz genau, sondern zu wenig — oder zu viel angenommen ist. 

3) Ausgenommen sind a. 784. 803. 810. 811. Oie hier in den Ann. Silh. erwähnten astronomischen Erscheinungen stehen 
aber auch in den Reichsannalen, und der Fulder Annalist, welcher sie trotzdem nicht aufnahm, muss sie ohne Interesse 
gefunden haben. 


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16 

Die Ungleichmässigkeit, mit welcher man in den Ann. Fuldenses lange Stellen Aer Reichsannalen 
wörtlich ausgeschrieben und dann wieder ganz kurz zusammengezogen findet, ist eben hierauf zu- 
rückzufiihren: niemals in dem ersten, fast immer in dem zweiten Falle stimmen die Ann. 
Sithienses mit ihnen. Aber auch auf die Stellung der Notizen in den Ann. Fuldenses erkennen 
wir wieder ihre Einwirkung, namentlich a. 805. 806. 817. 818. 819., während die Auswahl in 
denselben sogar sehr häufig durch sie bestimmt erscheint. 

Die grossen Reichsannalen finden wir zum ersten Male a. 771 benutzt. Schon Pertz 
hat bemerkt')» dass nur ein Wiener Codex der Ann. Laurissenses majores (6 catal. bist, profan. 
Nr. 989. mbr. in 4. 5. XI.), sammt noch einem andern ebendaher stammenden, gewisse Nachrichten 
mit den Ann. Fuldenses theile *). Hier scheinen mir nun freilich eher Interpolationen in jener Hand¬ 
schrift der Lorscher Annalen vorzuliegen. Aber bemerken will ich doch, dass dieselbe auch erst 
mit dem .Jahr 771 beginnt. Diesen Anfangspunkt muss der von unserem Annalisten gebrauchte Codex 
ebenfalls gehabt haben. 

Speciflsch Fuldische Nachrichten begegnen uns zu den Jahren 778. 779. 786. ,794. 802. 
817. 818. 819. 822. Man vergleiche die alten Fulder Annalen a. 779. 802. 818. 819. 822 s ), ins¬ 
besondere aber, wie schon oben berührt ist 4 ), a. 786. Während nämlich unser Annalist bereits 785 
berichtet hat: Coniuratio orientalium Francorum, quae vocatur Hartrati, contra regem exorta et cito 
compressa est und auch die Reichsannalen bereits zu diesem Jahre die Unterdrückung jener Ver¬ 
schwörung sammt der Bestrafung der daran Betheiligten melden, fährt er doch erst 786 6 ) fort: 
Auctores conspiralionis contra regem partim morle, partim caecitate et exilio damnantur. Diese Be* 
merkung folgt auf eine Fuldische, Lullo Mogontlacensi episcopo defunclo, Ricbolf successit und 
dürfte daher wohl in Folge der Notiz der Ann. Fuldenses antiqui: 786. Lul. episcopus obiit. Har¬ 
trat et ceteri exiliati sunt an diese Stelle gekommen sein *). 

Die Vita Karoli (§. 20) könnte möglicher Weise ebenfalls in Jenem Schlusssätze Enhards a. 786 
benutzt sein: doch bleibt dies sehr zweifelhaft. — Versuchen wir zunächst die wesentlichen Be¬ 
merkungen dieser Analyse abermals durch eine Zusammenstellung zu begründen: 

1) Mon. Germ. SS. I. 129—130. vgl. p. 178»). 

2) 785 Aber die Verschwörung des Hardrad, 793 über diejenige des Pippin *, eine noch bemerkenswerthere zeigt sieb 
a. 787 (s. unten) und zum Theil auch in der Orthographie. Andrerseits soll die Handschrift der Lorscher Jahr¬ 
bücher, welche unser Fulder Autor benutzte, nach dem Jahre 804 zu schliessen, den Pertzischen codd. B. 2 u. 3 sehr 
nahe gestanden haben (s. dagegen Hon. Germ. 1. p. 129), während sich eine wesentliche Gleichheit mit abermals an¬ 
dern Handschriften der Ann Laur. und Einh. in einem Zusatze unter 823 (s. H. Germ. SS. L. 211 und resp. 306) 
zeigt. 

3) Mon. Germ. SS. Ilt. 117 *). 

4) S. Seite 14. 

5) Dieser chronologischen Angabe wird also, scheint mir, mit Unrecht Gewicht beigelegt (vgl. Knochenhauer, Gescb. 
Thüringens in der karoling. und sächsischen Zeit S. 8 N. *)). 

6) Zu 778 vergl. die Vita Sturmi §. 23— 25; jedoch auch hier tritt keine directe Benutzung dieser Schrift hervor. 


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17 


Annales Laurissenses 
minores. 


Annales Sithienses. 

770. Berta regina filiam Desiderii regis 
Langobardorum Carlo filio suo 
conjugio sociandam de ltalia ad - 
duxit. 

771. Carlomannus rex decessit II. non. 
Dec ., uxor ejus ac filii in Ilaliam 
pergunt. 

772. Carlus Saxoniam hello adgressus 
Ereshurgum castrum capit , indo - 
Itivn Saxonum, guod Irminsul vo- 
cabatur , destruit . Adriantia Ro- 
mae pontificalum suscipit . 


774. Ticinum o Carlo caplum et De- 
siderius rex Langobardorum in 
Frantiam ductus. Adalgisus filius 
ejus Conslanlinopolhn fugit . Sa- 
jponw in Hesit Franeomm ter- 
minos vastant. 


Annales Enhardi Ful- 
d en sis. 

Bertha regina filiam Desiderii , repfx 
Langobardorum , Karolo filio suo coniu- 
pio «ociandöm de ltalia adduxit. 

Karlomanus rex decesscit II. non. Dec. 
in villa Salmuntiaco, sepelitur Remis. 
Z7xor eins et filii in Ilaliam pergunt... 

Karolus Saxoniam bello adgressus , Erej- 
burgum castrum cepit , et idolum Saxo- 
num quod vocabatur Irminsul destruit. 
Ubi cum exercitus prae siccitate siti 
deficeret, subito in quodam torrente 
media die divinitus aquae effusae sunt 
largissimae. Saxones juxta Visurgim 
fluvium ad regem venientes, datis ob- 
sidibus*) 12 cum eo pacificantur. Adria- 
nus Romae poniificatum suscipit. 

Langobardi obsidione pertaesi pariter cum 
rege Desiderio egrediuntur ad regem. 
Ille vero altera die cum hymnis et lau- 
dibus urbem Ingrediens, thesauros re- 
gum repertos exercltui distribuit, et 
cunctum ltaliae regnum adeptus, re- 
greditur in Franciam, ducens secum 
Desiderium cum coniuge eius. Adal¬ 
gisus filius eius Constantinopolim fugit. 
Inierea Saxones in Hessis Francorum 
terminos vastant .... 

*) Vgl. Annales Laurissenses ma- 
iores. 


Annales Sithien- 
ses. 

775. Carlus Saxonum per- 
fidiam ultus omnes 
eorum regiones fer¬ 
ro et igni depo- 
pulatur. Ruotgau- 
dus Langobardus in 
ltalia regnum ad- 
fectat. 


Annales Enhardi 
Fuldensis. 

Karolus Saxonum perfi- 
dam ultus , omnes eorum 
regiones ferro et igni de- 
populabatur: Sigiburgum 
castrm capit, Eresburgum 
reaedificat: duobus eos 
proeliis superat, uno iuxta 
Brunesberge, ripas Visur- 


Annales ' Lauris¬ 
senses minores. 

8. 776. ..CarlusSaxones 
vastatis Heresburg et Si- 
giburg castella capit, cu- 
stodias ibidem dimissis, 
revertitur in Franciam. 


3. 771. Karlmannus rex obiitvillaSal- 
munciaco, sepelitur Remis. 

4. 772. Karlus in Saxonia castrum 
Aeresburg expugnat, fanum et lucum 
eorum famosum Irminsul subvertit. 

5. 773. Interea cum exercitus siti fa- 
tigaretur prae siccitate, subito in quo¬ 
dam torrente media die divinitus aquae 
largissimae effusae sunt. Saxones ad 
regem super Wisaraha venientes, ob- 
sidibus datis pacem rogant. 

7. 775... Revertente Karolo rege a 
Roma, Langobardi obsidione pertaesi, 
civitate cum Desiderio rege egrediuntur 
ad regem. Rex vero alia die cum hy- 
mnis et laudibus ingrediens, thesauros 
regum ibidem repertos dedit exercitui 
suo, et cunctum ltaliae regnum adeptus 
regreditur in Franciam, adducens secum 
Desiderium et coniugem eius ac filiam. 
Adalgisus filius eius fuga lapsua, per 
mare Constantinopolim venit. 


Annales Laurissenses 
maior es. 

Tune pius atque praeclarus domnus 
Carolus rex habuit sinodum in villa 
quae dicitur Duria, et inde iter per- 
agens partibus Saxoniae, Sigiburgum 
castrum cepit, Aeresburgum reaedifica- 
vit, super Wisoram fluvium venit in 
loco qui dicitur Brunisberg; et ibi 
praeparabant Saxones bellum, volentes 

3 


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Annales Sithien- 
ses. 


Annales Enhardi 
Fuldensis. 


Annales Laurissenses 
maior es. 


777. Saxonia a Carlo 
subacta et conven- 
tus in ea Habitus 
in loco, qui dici- 
tur Faderbrunno . 

Ibinalarabi Sarra - 
cenus perfectus (l. 
praefectus ) Caesar - 
Auptiatoe ad r*£em 
venit. 


778. ... Saxones Fran¬ 
corum terminos us- 
que ad Renum ferro 
et igni devastant , 


Annales Lauris¬ 
senses minoreB. 


gis flominis defendere co- 
nantes, et duobus in Lid- 
bechi, maxima eorum mul- 
titudine interfecta. Hruod - 
gaudus Langobardus in 
Italia regnum affectat. 


ripam supradicti fluminis defendere; 
auxiliante Domino et Francis decertan- 
tibus fugati Saxones, Franci ambas ri- 
pas obtinuerunt, et mnlti Saxones ibi 
occisi sunt... invenit aliam partem de 
suo exercitu super fluvium Wisora, 
continentes ripam quam iussi fuerant. 
Saxones cum ipsis pugnam fecerunt in 
loco qui dicitur Lidbach, et Franci Deo 
volente victoriam habuerunt, et plures 
ex ipsis Saxones occiderunt. Hoc au- 
diente domno Carolo rege, Herum su¬ 
per Saxones cum exercitu irruens, et 
non minorcm stragem ex eis fecit... 
Tune audiens, quod Hruod gaudus Lan¬ 
gobardus fraudavit fidem suam, et omnia 
sacramenta rumpens, et yolutt Italiam 
rebellare etc. 


Saxones post multas cae- 
des et yaria bella afflicti, 
tandem christiani effecti, 
Francorum dicioni subdun- 
tur. Et conventus in Sa¬ 
xonia Habitus, in loco qui 
vocatur Fadrabruno , ubi 
Ibinalarabi Sarracenus , 
praefectus Caesaraugu - 
stae , venit ad regem . Ibi, 
Saxones baptizati, inge- 
nuitatem et omnem pro- 
prietatem suam secundum 
morem gentis abdicantes 
regi tradiderunt, si a die 
illa et deinceps christia- 
nitatem, et regi ac filiis 
eins fidelitatem abnegas- 
sent. 


10. 778. Saxones post 
multas caedes et varia 
bella adflicti non yalen- 
tes resistere, tandem chri¬ 
stiani effecti Francorum 
dicioni subduntur. 


Tune domnus Carolus rex sinodum pu¬ 
blicum habuit ad Paderbrunnen prima 
yice; ibique convenientes omnes Franci, 
et ex omni parte Saxoniae undique 
Saxones conyenerunt, excepto quod 
Widochindis rebellis extilit cum paucis 
aliis: in partibus Nordmanniae confu- 
gium fecit una cum sociis suis.' Etiam 
ad eundem placitum yenerunt Sarraceni 
de partibus Hispaniae, hii sunt Ibinal¬ 
arabi et filius Deiuzefi, qui et latine 
Joseph nominatur, similiter et gener 
eius, ibique multitudo Saxo- 
num baptizati sunt, et secun¬ 
dum morem illorum omnem in- 
genuitatem et alodem manibus 
dulgtum fecerunt, si amplius 
inmutassent secundum malam 
consuetud inem eorum, nisi 
conservarent in Omnibus chri- 
stianitatem, yel fidelitatem 
supradicti domni Caroli re¬ 
gi s et filiorum eius yel Franco¬ 
rum .. • 


... Inter ea Saxones y Wi- 11. 779 .. . Wituchindus 
dukindo tyrannidi ni- Saxo tyrannidi nititur. 
tente, Francorum termi¬ 
nos usque ad Hrenum ferro 


. . . Et cum audissent Saxones, quod 
domnus Carolus rex et Franci tarn longe 
fuissent partibus Hispaniae, per sua- 
sionem supradicti Widokindi 


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Annales Sithien- 
ses. 


Annales Enhardi Annales Laurissen- 
Fuldensis. ses minores. 


Annales Laurissenses 
maiores. 


nec inulti revertun- et igne devastant , sed 
tur... non inulti reveriuntur ... 


vel sociorum eins secundum consuetudi- 
nem malam iterum rebellati sunt etc. 


781. Pippinus filius Carli 
Roma* baptizatur 
ab Adriano pontifice f 
a quo et ipse et fr ater 
ejus Hluduicus uncti 
sunt in reges. Tassilo 
dux Baioariae apud 
Uuormatiam sacra - 
mento et obsidibus 
suae subjectionis fi- 
dem facit . 


Pippinus filius Karoli Ro~ 
mae baptizatur ab Adriano 
pontifice , a quo et ipse 
4t fr ater ejus Hludawi- 
cus uncti sunt in reges. 
Tassilo dux Baioariae 
apud Wormaciam sacra - 
mento et obsidibus suae 
subjectionis fidem fecit, 
honorifice remissus ad sua. 
Eo 1 ) tempore multa signa 
apparuenmt, inter quae 
signum crucis in vestimen- 
tis hominum frequentis- 
sime fisum est. Sanguis 
etiam e terra ac de coelo 
perhibetur fluxisse. 


16. 784. Tassilo pro- 
xnittit fidem servare regi 
cum iureiurando, quem 
dimittit rex hono¬ 
rifice, et imperat sibi 
obsides initti; quod ita 
et fecit 

18.786.Per idem [ve- 
ro] tempus multa 
signa apparuerunt, 
inter quae signum 
crucis in vestim en- 
tis hominum fre- 
quentissime appa- 
rui t; sanguis etiam 
e terra ac de coelo 
perhibetur fluxisse. 


Annales Sithienses. 

787. Eclipsis solis facta est XV. Kal. 
Oct. Carlus cum exercitu Roma 
Capuam veniL Grimoldus filius 
Aragisi ducis Beneventinorum in 
obsidatum regi ductus. Ruatru - 
dis filia regis a Constantino im - 
peratore desponsata. 

791. Palatium Uuormacense incendio 
consumptum. Carlus Pannonio - 
rum (!) regiones ferro et igni 
depopulatur. 


Annales Enhardi Ful- 
denßis. 

Eclipsis solis facta est 15. Kalend. 
Octob. Karolus cum exercitu Bene- 
Tentum ingressus Capuam venit. Gri- 
maltum filium Aragisi , ducis Beneven- 
tanorum , in obsidatum accepit. Hru- 
odtrudis filia regis a Constantino impe- 
ratore desponsatur 2 ). 

Palatium Wormacense [wormaciense 
Bouquet] incendio consumptum est. 
Karolus propter multa mala et prae- 
dationes ac caedes, quas Huni exercuerant 
in populo Dei , provocatus, congregato 
exercitu in Baioaria iuxta Anisam flu- 
vium, cum omni populo suo ieiuniis et 


Annales Laurissenses 
maiores. 

Tune domnus Carolus rex supradicto 

itinere peragens*) Romam venit. 

Sed hoc minime apostolicus credebat ne- 
que obtimates Francorum, et Consilium 
fecerunt cum supranominato domno Ca- 
rolo rege, ut partibus Beneventanis cau- 
sas firmando adveniset... 

Inde autem itinere permoto, partibus 
Baioariae perrexit, ad Reganesburg per- 
venit, ibi exercitum suum coniunxit, 
ibique consilio peracto Francorum, Sa- 
xonum, Frfsonum, disposuerunt 
propter nimiam maliciam et 
i n to 11 er ab i 1 em, quamfecerunt 

*) [peragens eclipsis solis facta est 
15. Kal. Octob. ab hora diei prima 
usque ad horam quintam 3 ). Romam 
venit etc. 6. P.] 


1) Vgl. Seite 15. 

2) Nach den Reichsannalen (a. 788) wäre die Hand dieser Prinzessin den griechischen Werbern vielmehr abgeschlagen 
worden. 

3) Cf. Annales Quedlinburgenses a. 786 (Monum. Germ. SS. III. 38.) Eclipsis solis facta est 15, Calend. Octobris ab 
hora diei prima usque ad horam quintam. 

3 * 


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20 




Annales Sithienses. 


Annales Enhardi Ful- 
densis. 

obsecrationibus triduo celebratis, exer- 
citum dividit. Ipse cum Francis, Ala- 
mannis et Baioariis ex australi parte 
Danubii per Cummiberg, ‘Saxonibus et 
Thuringis cum parte Francorum per litus 
septentrionale pergentibus, Frisonibus 
vero et qui cum ipsis deputati sunt na- 
vali expeditione per alveum eunUbus, 
Pannoniam mgressus, Hunis perterritis 
et fugientibus, omnes eorum regiones 
usque ad Raba fluvium ferro et igne de- 
vastat *). 


Annales Laurissenses 
maior es. 

Avari contra sanctam eccle- 
siam vel populum cristianum, 
unde iusticias per missos impetrare non 
valuerunt, iter peragendi. Cum Dei • 
adiutorio partibus iamdictis* Avarorum 
perrexerunt; ad AniBam vero flu¬ 
vium properantes, ibi constitu- 
erunt letanias faciendi triduo; 
missarumque sollemnia celobrando 
Dei solatium postulaverunt pro salute 
exercitus, et adiutorio domini nostri 
Jasu Christi, et pro victoria et vindicta 
super Avaros. Supradictus yero 
princeps de australi parte Danu- 
bio iter peragens, Saxones autem 
cum quibusdam Francis et ma- 
xime plura Frixonum , d e a q u i 1 o - 
naie parte Danubii similiter 
iter perag e nt es, ubi ad loca per- 
yenerunt, ubi iamdicti Avari firmitates 
habuerunt praeparatas: de australi vero 
parte Danubii ad Cumeoberg, de alia 
yero ripa in Iqco qui dicitur Camp, quia 
sic nominatur ille fluvius, qui ibi con- 
fluit in Danubio. * Avari enim, cum vi- 
dissent utrasque ripas exercitum con- 
tinentes, etnavigia per medium 
fluvium venientes, a Domino 
eis terror pervenit: dereliquerunt 
eorum loca munita quae supra nominata 
sunt, firmitatesque eorum vel machina- 
tiones dimiserunt fuga lapsi, Christo 
perducente populo suo, utrosque exer- 
citus sine laesione introduxit [laesione 
in Pannoniam introivit 9 b]. Supra¬ 
dictus exercitus sic iter peragens us¬ 
que ad fluvium, cui vocabulum 
est Raba; et exinde uterqueexercitus 
de ambabus ripis ad propria reversi 
sunt... 


793. Fossa a rege facta intra Dantiam 
(!) Aclmonatn (!) fluvios . proe- 
lium factum inter Saracenos et 
Francos in Gothia , in quo Sa - 


Fossa a rege facta est inter Radantiam 
et Alcmonam fluvios . Proelium factum 
est inter Sarracenos et Francos in Go¬ 
thic i, in quo Sarraceni sttperiores ex- 


Rex autumnali tempore de Reganesburg 
iter navigio faciens, usque ad fossatum 
magnum inter Alcmana .et Radantia per¬ 
venit, ibique missi apostolici cum magnis 


1. Vgl. Einhardi Annales 790 (Mon. Germ. 1. 177) und Ann. Quedlinburgenses 790. Palatium Wormatiae ignis con- 
sumpsit (M. Germ* SS. III. 39), Ann. Mosellani 790 (M. Germ. SS. XVI. 49S). 


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Annales Sitliienses. 



raceni superiores extiterunt. Sa - 
xonum defectio. 

795. Carlus Saxoniam ingenti popu- 
latione devastauit. Uuitzin dux 
Abodritorum ad regem pergens 
a Saxonibus occiditur. 


Annales Enhardi Ful- 
den sis. 

titeruni 1 ). Saxones *more solito de - 
fecerunt. 

Karolus cum exercitu Saxoniam in - 
genti populatione vastando , pervenit 
usque ad locum quem vocant Hliuni, ubi 
Witzan, dux Abodritorum, ad regem per- 
gere volens , a Saxonibus o?cisus est... 


Annales Laurissenses 
min o res. 

muneribus praesentati sunt. Ibi missus 
nuntiavit, Saxones Herum Adern suam 
fefellisse... 

... Audiens vero, quod Saxones more so¬ 
lito promissionem suam, quam de ha- 
benda cbristianitate et fide regis tenenda 
fecerant, irritam fecissent, cum exercitu 
in Saxoniam ingressus est, et usque ad 
fluvium Albim pervenit, ad locum 
qui dicitur Hliuni, in quo tune 
Wilzin Abodritorum rex a Saxonibus 
occisus est... 


797. Barcinana Hispaniae oppidum 
per Zanum (!) Sarracenum Carlo 
tradiia. Constantinus imperator 
excoecatus est. 


814. Carlus imperator Aquiscrani de - 
cessit V. Kal. Febr. et Hloduuicus 
filius ei succedens erecta (l. erepta) 
per uim patrimonia cum magna 
liberalitate restituit. 


1) Vgl. Einh. Ann. (Mon. Germ. 1. 
(M. Germ. 1. 300). 


Barcinona Hispaniae civitas, quae iarn 
pridem a Francis defecerat, per Zaium 
Sarracenum , praefectum eius, Karolo 
reddita est. Constantinus imperator a 
Grecis excaecatus est . Karolus expe- 
dicione facta totam Saxoniam usque ad 
Hadaloha, quae sita estinlittore oceani, 
peragmit... 

• 

Karolus imperator dum Aquisgrani 
hiemaret, anno aetatis suae circiter 71, 
regni autem 47, subactaeque Italiae 43, 
ex quo Yero imperator et Augustus ap- 
pellatus est anno 14, 5. Kal. Febr. re- 
bus bumanis excessit. Cui Hludowicus 
filius eius successit , et ad suscepti regni 
administrationem cura conYersa, primo 
legationes gentium, quae ad patrem ve¬ 
nera nt, auditas absolvit; deinde simili 
modo ad patrem quidem missas, ad se 
yero venientes suscepH et absolutes re- 
misit. Habitoque Aquisgrani generali 
conyentu populi sui, ad iusticias fa- 
ciendas et oppressiones popularium re- 
leyandas legatos in omnes regni sui 
partes misit, et erepta per vim patri¬ 
monia multis restituit. 


179), Ann. Mosellani 792 (Hon* Germ. 


Barcinona civitas Hispaniae, quae 
iampridem a nobis desciverat, 
per Zatum praefectum ipsius nobis 
est reddita... Expeditio facta 
in Saxoniam, et usque ad oceanum trans 
omnes paludes etinvia loca transitum 
est, et rex de Haduloha regressus — 
hoc enim loco nomen, ubi oceanus 
Saxoniam alluit etc. 

Domnus Karlus imperator dum Aquis¬ 
grani hiemaret, anno aetatis circiter 
septuagesimo primo, regni autem qua- 
dragesimo septimo, subactaeque Italiae 
quadragesimo tertio, ex quo vero Im¬ 
perator et Augustus appellatus est 
anno decimo quarto, 5. Kal. Febr. re- 
bus humanis excessit. Cuius rei nun- 
cium cum Hludowicus filius eius .. plu- 
rimis deferentibus accepisset, tricesimo 
postquam id acciderat die Aquasgrani 
venit, summoque omnium Francorum 
consensu ac favore patri successit. 
Et ad suscepti regni administrationem 
cura conversa, primo legationes gentium 
quae ad patrem venerant, auditas ab- 
solvit, alias deinde simili modo ad patrem 
quidem missas, ad se yero yenientes 
suscepit... habitoque Aquisgrani ge¬ 
nerali populi sui conventu ad iustitias 
faciendas et oppressiones popularium 
relevandas? legatos in omnes regni sui 
partes dimisit... 

SS. XVI. 498), Chronicon Moissiacense 


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22 


Annales Sithicnses. 

815. Hludouutcus imperator exercitum 
Francorum ad auxilium Herioldo 
Danorum regi ferendum contra 
filios Godofridi in Aormanniam 
mittit. Romae quidam primores 
in necem Leonis papae conspi- 
rantes interficiuntur . 


817. Eclipsis lunae facta non. Feb. 
eadem nocte stella cometes gla- 
dio similis visa. Stephanus pa - 
pa nona Kal Feb . diem obiit, 
cui Fascalis presbiter successiL 
Hludouutcus imperator Hlotha- 
rium filium suum soctum imperii 
facit. Bernardus rex Langobar- 
dorum novas res molitus a suis 
deseritur. 


Annales Enh&rdi Ful- 
densi 8. 

Exercitus Francorum a Hludowico im- 
peratore ad auxilium Herioldo , Da- 
norum regi , ferendum contra filios 
Godafridi in Nordmanniam missus , cum 
adversarii eis congredi non auderent, 
vastatis circumquaque yicinis 1 ) pagia 
et acceptis popularium obsidibus 40. 
reversus es^ Romae quidam pWmo- 
res in necem Leonis papae conspirati- 
tes interficiuntur . 


Eclipsis solis (sic!) facta est Nonis 
Feb . Eadem nocte stella cometes g la¬ 
dt o similis visa est. Stephanus 
papa 9. Kal. Febr. diem obiity cui Fa - 
schalis [j Fascalis 2. P.] presbyter 
successit. Hludowicus imperator filium 
suum primogenilum Hlotharium coro- 
navit, et nominis atque imperii sui so- 
cium Bibi constituit: ceteros reges ap- 
p eil a tos, unum Aquitaniae, alterum 
Baioariae praefecit. Sclaomir dux Abo- 
dritorum, propterea quod regiam po- 
tesiatem, quam post mortem Thrasconis 
solu super Abodritos tenebat, cum Cea- 
drago filio Thrasconis partiri iubebatur, 
iratus cum populo suo sibi subiecto de- 


Annales Laurissenses 
maiores. 

... Tune omnes Saxonici comites, omnes- 
que Abodritorum copiae cum legato im- 
peratoris Baldrico, sicut iussum erat, 
ad auxilium Herioldo ferendum trans 
Aegidoram fluvium, in terram Nord- 
mannorum vocabulo Sinlendi perve- 
niunt, et inde profeett... in litore oce- 
ani castra ponunt: ibique statiyis tri- 
duo habitis, cum fiiii Godofridi, qui 
contra eos magnis copiis et ducentarum 
navium classe com parate in insula qua- 
dam tribus milibus a continenli sepa¬ 
rate residebant, cum eis congredi 
non auderent, yastatis circum¬ 
quaque vicinis pagis etacce- 
ptis popularium obsidibus 40., 
ad imperatorem in Saxoniam reversi 
sunt Ipse enim tune temporis in 
loco qui dicitur Padrabrunno generalem 
populi sui conyentum habebat. Sed an¬ 
te quam illuc yeniret, id est cum adhuc 
domi esset, adlatum est ei, quosdam de 
primoribus Romanorum ad interficien- 
dum Leonem papam in ipsa urbe Roma 
conspirasse, ac deinde, cum huius cau- 
sae indicium ad pontificem esset dela- 
tum, omnes illius factionis auctores 
ipsius iussu fuisse trucidatos... 

... Luna Nonis Febr. hora noctis se- 
cunda defecit, et cometes in signo Agi¬ 
tator» apparuit. Interea Stefanus 
papa tertio postquam Romam yenerat 
mense, sed nondum exacto, circiter 8. 
Kal. Febr. diem obiit Cui Paschalis 
successor electus... [Imperator] gene¬ 
ralem populi sui conyentum Aquisgrani 
more solito habuit, in quo filium suum 
primogenitum Hlothariumco- 
ron.a ¥ i t, et nominis atque im¬ 
perii sui socium sibi consti¬ 
tuit, caeteros reges appella- 
tos unum Aqu itaniae, a lterum 
Baioariae praefecit. Conrentu 
peracto, cum Yosegi saltum venandi 


1) Diese Beseichnung hat hier, wie man bemerkt, keinen Sinn, weil die Ann. Fuldenses vorher statt der genauen Orts¬ 
bestimmung der Reichsannalen nur das allgemeine „in Normanniam“ der Ann. Sithienses aufgenommen haben. 




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23 


Annales Sithienses. 


Annales Enhardi Ful¬ 
de n s i s. 


Annales Laurisseuses 
maiore s. 


fecit; et missa trans mare legatione, 
cum filiis Godafridi amicitias iunxit. 
Bernhardte rex Langobardorum , con- 
ailio pravorum hominum tyrannidem 
meditatus, cum se a suis deseri vidis- 
set, rebus propriis diffidens, apud Cavil- 
lionem armia depositis se tradidit. Legati 
Leonis imperatoris de Constantinopoli 
pro pace ad imperatorem Hludowicum 
missi venerunt, quos ille apud Ingilen- 
beim susceptos audivit ac dimisit... 






gratis peteret, obvios habuit legalos Leo¬ 
nis imperatoris, quos cum in Ingiienheim 
palatio iuxta Mogontiacum civitatem au- 
disset, ac legationem eorum non aliam 
esse, nisi quam Niciforus eiusdem im¬ 
peratoris legatus proxime adtulerat, 
comperisset, celeriter absolutos dimi¬ 
sit, et quo tendebat proficiscitur. Nun- 
ciataque defectione Abodrito- 
rum et Sclaomiri, comitibus tan- 
tum qui iuxta Albim in praesidio resi- 
dere volebant, ut terminos sibi commis- 
608 tuerentur, per legatum mandavit. 
Causa defectionis erat, quod r e g i a m 
potestatem, quam Sclaomir eate- 
nus post mortem Thrasconis 
solus super Abodritos tenebat, 
cum Ceadrago filio Thrasco¬ 
nis partiri iubebatur; quae res 
illum tarn graviter exacerbavit, ut ad- 
firmaret, se nunquam posthac Albim flu- 
rium transiturum, neque ad palatium 
venturum. Statim miss» trans 
mare legatione,'iunxit amici¬ 
tias cum filiis Godofridi... In- 
terea cum imperator venationc peracta 
de Yosego Aquasgrani reverteretur, 
nuntlatum est ei, Bernhardum nepotem 
suum, Italiae regem, quorundam pra- 
Torum hominum consilio ty¬ 
rannidem meditatum, iam omnes 
aditus quibus in Italiam intratur, id est 
clusas, inpositis firmasse praesidiis, at- 
que omnes Italiae cmtates in illius 
verba iurasse; quod ex parte rerum, 
ex parte falsum erat. Ad quos motus 
comprimendos cum, ex tota Gallia at- 
que Germania congregato summa cele- 
ritate magno exercitu, imperator Ita¬ 
liam intrare festinasset, Bernhardus r e- 
bus suis diffidens, maxime quod 
se a suis cotidie deseri videbat, 
armis depositis, apud Cavillio- 
nem imperatori se tradidit.... 


818. Bemardus Francorum judicio ex - Bernhardus Francorum iudicio excae - 
caecatus moritur . Hludowicusim - catus moritur *): similiter et aucto- 


Detecta fraude et coniuratione pate- 
facta, ac sediciosis omnibus in potesta- 


1) Die Heichsannalen melden Bernhard’s Tod garnicht, welcher übrigens auch nach den Biographieen Kai- 


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Annales Sithienses. 


Annales Laurissen ses 
m aiores. 


24 

Annales Enhardi Ful- 
den si s. 

peralor Britlaniam cismarinam res coniurationis capilali senlentia damp- tem suam redaclis, iinperator Aquas- 
bello expeiens Mormannum eo~ nati, luminibus tantum orbantar. Epi- grani revertitur, transactoque quadra- 
rum tyrannum inlerficit Eclipsis ßcopi synodal i decreto depoaiti, mona- gesimali ieiunio, paucis post sancium 
solis fada VIII id. Jul. Irmin- Bteriis mancipantur; caeteri prout quis- pascha diebus c on iura ton i s au c to- 
qardis regina decessil V non. que nocentior vel innocentior apparuit, r e s, qui superius nominati sunt, simul 
Q C l 0 b, vel exilio deportatus, vel tonsus et in et regem iudicio Francorum capitali 

menaslerium missus est. Imperator sententia condemnatos, lumi- 
vero Britanniam [britlaniam 2. P.] eis- nibus tantum iussit o r b a r i, 
marinam beUo petens , captisque re- episcopos synodali decreto 
bellium munitionibuß brevi in suam depositoi monasteriis manci- 
potestatem redegit. Kam Mormanno, pari, caeteros, prout quisque 
qui in ea tyrannidem exercuity occiso , vel nocentior vel innocentior 
nullus Brito inveniebatur, qui resiste- apparebat, vel exilio depor- 
ret, aut imperata facere renueret. tarivel detondi atque in no- 
Eclypsis solis contigit 8. Id. Jul. Ir- nasteriis conversari. Atque 
minyardis regina 5. Non. Octob. de- bis ita dispositig, ipse cum maximo 
cessit ... exercitu Brittanniam adgressug, ge¬ 

neralem conventum Venedig habuit. 

* Inde memoratam provinciam ingregsus, 

• captis reb ellium munitionibus, 

. brevi totam in guam potesta- 

tem non magno labore redegit. 
Nam postquam Mormannus, qui in 
ea praeter solitum Brittonibus morem 
regiam sibi vindicaverat potestatem, 
ab exercitu imperatorig occisus egt, 
nullus Britto inveniebatur, 
qui resisteret, aut qui obsi- 
des qui iubebantur dare rennue- 
ret. Qua expeditione complela, cum 
impcrator, dimisso exercitu, Andecavos 
civitatem esset reversus, Irmingardis 
regina, coniux eius, quam proficiscens, 
ibi aegrotantem di miserat, duobus diebus 
postquam~ipse ad eam venit, morbo in- 
valescente 5. Nonas Octob. deces¬ 
sit. Eclypsig solis contigit 8. Idus Julii... 

821. Hladouuicus Imperator IS'oviomagi Hludowicus imperalor Noviomagi divi - ... Iterumque conventus menge Maio 

divisionem regni facit inter filios sionem regni fecit inter filios suos, Noviomagi habendos condiclus est, co- 
iuo». deinde in villa Theodonis deinde in viUa Theotonis [theodonis mitesque qui illuc venirent deputati. 
omnis [I. omnes] qui suo tempore 3. 4. 5. P.]omnes'), qui suo tem - Eo domnus imperalor post festi pacha- 

scr Ludwigs (Thegan. 23. Mon. Germ. SS. II. 596. Astronom. 31.' 1. I. p. 623), ferner nach Nithard (Higt. I. 2. 
1. 1. p. 651) iu der That in Folge der Blendung cinlrat. 

1 ) Sclion in meiner Inauguraldissertation (De statu quaestionig sintne Einbardi necne eint quos ei ascribunt annales 
imperii. Regimont. 1860 p. 60) liabe ich die Aehnlichkeit dieser Stelle mit der entsprechenden in der Vita Hludowici 
des Astronomus (c. 31. M. Germ. SS. II. 626) hervorgehoben, woselbst es heisst: 

revocatis Omnibus qui contra vitam suam regnumque conjuraverant, non modo vitam membraque donavil, ged 
et possessiones quibus legaliter fuerant privati, cum magno liberalitatis testimonio restituit. 


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Annales Sithienses. 


Annales Enhardi Ful- 
d ensis. 


Annales Laurissenses 
maiores. 


tu exilium missi futranl , revo- pore in exilinm missi fuerant revoca - lis expletionem per Mosam navigavit, 
cüvit et unumquemque in suum vit, et singults in statum prislinum ibique constitutam annis superioribus 
statum restituiL Ulotharius ju- restilutis [singulos ... restituit 4. 5. P.], atquc conscriptam inter filioa suos regni 
venis uxorem duxit et apud possessiones quoque iudicio legis in partitionem recensuit, ac iuramentis 
Uuormatiam hiemavit. fiscum re da das, magna liberalitate resti- optimatnm qui tune adesse potuerant 

tuil. Ulotharius filius eins uxorem confirmavit... Medio menge Octobrio 
duxit, et apud Wormatiam hiemavit. conventus generalis apud Theodonis vil- 
Ceadrago princeps Abodritoram, quia lam magna populi frequentia celebratur, 
* c • ■ . . i perfidiae et cuiusdam cum filiis Godo- in quo domnus Hlotharius, primogeni- 

fridi factae societatis notabatur, Sclao- tus domni imperatoris Hludovici, Ir- 
wir aemulus eius in patriam remiUitur. mingardam, Hugonis comitis filiam, so- 
Qui cum in Saxoniam venisset, aegri- lemni more duxit uxorem... Eminuit 
tudine’decubuit, et percepto baptismi in hoc placito piissimi imperatoris mi- 
sacramento moritur. sericordia singulär is, quam ostendit su¬ 

per eos, qui cum Bernhardo nepote 
suo in Italia contra caput ac regnum 
suum coniuraverunt, quibus ibi ad prae- 
sentiam venire iussis, non solum vitam 
et membra concessit, verum etiam 
possessiones iudicio legis in 
fiscum redactas magna libera- 
litate restituit... filium autem 
Hlotharium post nuptias ritu solemni 
celebratas ad hiemandum Wormaciam 
misit. De parte Danorum omnia quieta 
eo anno fuerant.. Sed quia Cea- 
dragus, Abodritorum princeps, 
perfidiae et cuiusdam cum fi¬ 
liis Godofridi factae societa¬ 
tis notabatur, Sclaomir, ae¬ 
mulus eius, in patriam remit- 
titur, qui cum in Saxoniam ve- 
nisset, aegritudine decubuit, 
perceptoque baptismi gacra- 
mento defunctus est... 

Somit hätten wir das zwischen den Ann. Enhardi Fuldensis und den Ann. Sithienses obwaltende 
Verhältniss dargelegt. Wenn Waltz einmal 1 ) gewiss mit Recht sagt, „dass man sich hüten 
muss, bei kurzen Annalen stets an gleichzeitige Aufzeichnungen zu denken“, so mahnt dies nun 
seinerseits davon ab, jene allzuleicht für die späteren Auszüge zu erklären. — Aber auch die 
Würdigung jener beiden Schriften selbst wird, dünkt mich, elnigermassen durch unser Ergebniss 
gefördert — und gehen wir zu einigen hierauf bezüglichen Bemerkungen Uber. 

Die Frage, ob die Annales Sithienses uns vollständig erhalten vorliegen, bin Ich nicht im 
Stande mit einiger Bestimmtheit zu beantworten; ich kann jedoch auch nicht sagen, dass ich mich 

1) Nachrichten tob der Göttinger Universität 1857 S. 62. 

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26 


ihrer Verneinung zuneigle. Die bis 856 fortlaufenden Jahreszahlen der Handschrift 1 ) könnten dafiir 
sprechen: aber dass diese Jahrbücher — mindestens ursprünglich — nicht soweit reichten, dürfte 
durch den Umstand erwiesen werden, dass Enhard selbst, welcher sie doch schon benutzte, be¬ 
reits mit dem Jahre 838 abbricht und, wie es scheint, seine letzten Berichte ln eben den Jahren 
schrieb, von denen er handelte. — 

Sodann nahmen wir 3 ) a. 821 eine Aehnlichkeit zwischen seinen Jahrbüchern und der Vita 
Hludowici des Astronomus wahr, die durch die Ann. Silhienses vermittelt erschien —und eine bei¬ 
nahe schlagendere Uebereinstimmung mit derselben weist er a. 826 nochmals auf 3 ). 

Vita Hludowici 4 ) c. 40. In qua consistenti [seil, imperatori] perfldia atque defectio Aizo- 
nis nuntiata est, quod de palatio domni imperatoris fugiens, ad civitatem Au- 
sonam venit... 

Ann. Enhardt Fuldensis 826... perlatum est ad eius [seil, imperatoris] noticiam, 
quomodo Aizo Gothus de palatio fugiens ad Sarracenos se contulisset... 

Ann. Laurissenses 826... ad eius [seil, imperatoris] notitiam perlatum est de ftiga 
ac perfldia Aizonis, quomodo fraudulenter Ausonam ingressus etc. 

Indessen dies Verhältniss könnte auch anders Zusammenhängen. 

Den Verfasser der Ann. Sfthienses als gleichzeitig zu betrachten, sah Waitz durchaus keinen 
Grund. — Dass derselbe seine Notizen unmittelbar nach den Ereignissen aufeeichnete, nehmen 
auch wir nicht an, da auch uns der letzte Theil derselben vielmehr als ein Extract aus den Reichs¬ 
annalen erscheint 4 ). Aber sehr frühe muss er an dies Werk gegangen sein, da es dem Ver¬ 
fasser des ersten Theils der Fulder Annalen bereits voriag; den ersten Jahrzehnten des neunten 
Jahrhunderts (in dessen Zügen wir es ja auch noch überkommen haben 4 )) muss es angehören, zwi¬ 
schen 829 (wo die Reichsannalen aufhören) und 838 bereits sein Schluss fallen. 

Im Uebrigen waren die Annales Enhardi Fuldensis nicht die einzigen, in denen die Silhienses 
benutzt wurden: sie sind es, wie schon Pertz bemerkt hat, in den Annales Blandinienses (von 
Blandlgny bei Gent) zu den Jahren 743 (753) bis 816 ebenfalls 7 ). 

Ich weiss nicht, ob dies Verhältniss, nebst dem Orte ihrer Auffindung genügt, um sie in der 
That in jene flandrischen Gegenden zu verweisen. — 

Mit den Jahrbüchern des Petavius stimmen sie sachlich a. 744. 745. 752. 760 —762. 7 6 5 
767, mit den s. g. Annales Laureshamenses insbesondere zu den Jahren 745. 752. 757. 765. 767. 
793 Uberein, was, wie wir sahen 8 ), sogar die unbewusste Ursache gewesen ist, einen direkten 
Gebrauch der letzteren Schrift durch Enhard von Fulda anzunehmen. Aehnlichkeiten mit den Ann. 
Mosellani und Quedlinburgenses bemerkten wir ausserdem resp. a. 791. 793 und 787, 791. 

Eine Benutzung der Reiohsannalen durch die Ann. Silhienses glaubte Waitz erst vom 


1 ) Vergl. «ben S. 6. 

2) S. Seite 24. 

3) Wie ebenfalls schon in meiner Inauguraldissertation (p. 60) bemerkt ist. 

4) Mon. Germ. SS. II. 630. 

6 ) S. unten. 

6 ) Vergl. oben S. 6. 

7) S. Mon. Germ. S§. V. 20 ff. (Ueber die Schule zu Sithiu oder St. Bertin vergl. Bihr p. 44.) 

8 ) Vergl. oben. 


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Jabre 806 ab zu bemerken. Freilich begegnen uns die beinahe wörtlichen Uebereinstimmungen 
mit jenen erst in den späteren Theilen, wenn auch die materiellen schon viel früher, seit den 
siebziger Jahren, beginnen. Dass diese Verwandtschaft wirklich auf der Abhängigkeit der Sithien- 
ses von jenem grösseren Werk beruhe, bin ich aber insbesondere darum geneigt anzuerkennen, 
weil sie a. 822 mit demselben u. a. den Ausdruck „emendare curavit“ theilen, denn die häu¬ 
fige Verbindung von curare mit dem Infinillf des Aktivs ist für die Berichte der „Einhardi Anna¬ 
les“ von 819— 823 beinahe so charakteristisch als ftir den Styl der Einhardischen Translatio SS. 
Petri et Marellini 1 ). Auch erwähnen die Ann. Sithienses a. 810, ohne weitere Bemerkung, zwei 
astronomische Ereignisse, welche (vergl. Ann. Lauriss, msj.) vielmehr den aufeinanderfolgenden 
Jahren 809 und 810. angehören *). 

Ein Indicium, welches möglicher Weise eine Hindeutung auf den Verfasser unserer Annalen 
enthalten könnte, will ich ebenfalls der Vollständigkeit wegen nicht übergehen, so schwach und 
hinfällig es vorläufig ist. — Stellen wir nämlich die Worte der Ann. Sithienses, Ann. Enhardi 
Fuldensis und der Reichsannalen unter 796 zusammen: ' 

Ann. Sithienses... Campus Hunorum primo per Ericum ducem Forojuliensem deinde 
per Pippinum fllium regis subactus est. 

Ann. Enh. Fuldensis... Campus eorum [seil. Hunorum] quem vocant Hrlngum, 
primo per Ehericum ducem Foroiulienscin, deinde per Pippinum fllium regis aditus et 
captus est. 

Ann. Laurissenses majores... Heirichus dux Foroiulensis... hringum gentfs Ava- 
rorum_spoliavit. 

Einhardi Annales... eorumque [seil. Hunorum] regia, quae, ut dictum est, Hrin- 
gus, a Langobardis autem campus vocatur 
— so ersehen wir, dass der Autor der Sithienses hier (und zwar ohne weitere Bemerkung) einen 
Ausdruck gebraucht, den die Einh. Annales bei derselben Gelegenheit als einen spezifisch lango- 
bardischen bezeichnen. Sicherlich kam dies Wort „campus“ aus seiner Schrift in die Ann. Ful- 
denses. Aber ob diese wiederum den Annales Einhardi Vorlagen 1 ) und der Verfasser der letzteren 
eben auf ihre Quelle mit Jener Bemerkung hinweisen wollen, muss ganz dahingestellt bleiben, indess aus 
der blossen Anwendung des langobardischen Ausdrucks an sich natürlich noch garnichts für die 
Nationalität des Verfassers folgt. 

Waitz fand das Ganze der Sithienses „ohne historischen Werth“,— so durchaus aber 
wohl nur, well er sie im Wesentlichen für einen wörtlichen Auszug aus den Ann. Fuldenses hielt. 


1) Dieselbe (freilich auch sonst übliche) Wendung in der Vita Karoli §. 27 und ganz am Schluss. Vergl. auch Einhardi 
Annales a. 787. 788. 792. 798. 


2) Der Bemerkung Bethmann’s (Mon. Germ. SS. VI. 442 zu „Sigeberti auctarium Sittiiense“), wonach die An¬ 
nales Sithienses, nach den von ihnen abhängigen Ann. Blandinienses zu schliessen, auf St. Ga 11er Aufzeich¬ 
nungen aufgetragen („superstructi“) sein sollen, vermag ich nicht zu folgen. Ich meine, dass hier 1) zwei zwar 
ähnliche, jedoch verschiedene Sithiensische Schriften verwechselt sind und dass 2) unsre Annales Sithienses (welche 
B. freilich, wie seine Worte ergeben, gar nicht gekannt hat) in keinerlei besonderer Beziehung zu St. Galler Auf¬ 
zeichnungen stehen. 


3) Das Verhältnis zwischen den Ann. Einhardi und den Ann. Enhardi Fuldensis habe ich in meiner Inauguraldisser¬ 
tation (p. 59) zu erläutern gesucht. 


4* 


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28 

Denn wenn wir auch etwas zugleich „Neues und Wahres 44 allerdings aus ihnen kaum erfahren, so 
bieten sie doch für manche Fakta eine vielleicht nicht ganz verächtliche Bestätigung. In den 
Augen Enhard's zum Mindesten müssen sie keinen geringen Werth, kein unter¬ 
geordnetes Ansehen besessen haben, da er sie, wie wir gesehen haben, nicht allein neben 
den kleineren Lorscher, sondern selbst neben den grossen Reichsannalen fortdauernd berücksichtigte. 
Vor den ersteren gab er ihnen nicht nur fast überall in Ansehung der Chronologie den Vorzug, 
sondern auch an der einzigen Stelle, wo deren Angabe mit derjenigen der Silhiensischen Jahrbücher 
absolut unvereinbar war (in Hinsicht auf den Todesort Karlmann’s *)). 

Mehr als der erste Theil der Annaies Enhardl Fuldensis (von 680 — 829) ver¬ 
dienten sie, nachden vorstehenden Ausführungen, unzweifelhaft die Aufnahme 
in die Monumenta Germania e. Einzelne Fehler, welche Mone bei der Ergänzung der sehr 
verstümmelten Handschrift begegnet sind, Hessen sich dann, schon mittelst einer noch genaueren Ver¬ 
gleichung der Annaies Fuldenses, leicht vermeiden. Die verderbte Stelle a. 810 et inde pulci [u?J... 
orum Tabula exorta est, welche wohl überhaupt auf Interpolation beruht, ist vielleicht mit den Wor¬ 
ten „Pulci regis Hunorum“ auszufiillen *).- 

Kehren wir endlich zudem andern Werke, welches uns hier interessirt, demjenigen Enhard’s, 
noch einmal zurück, so ist vom Jahre 823 bis 829 bei diesem fast Alles aus den Reichsannalen 
entlehnt, zum Theil so gut wie wörtlich, theiis aber auch in sehr zusammengezogener Form 3 ). 
Seit 828 werden seine Berichte sogar bereits so kurz wie die späteren selbstständigen. Eine Ueber- 
einstimmung mit der grösseren Biographie Ludwigs des Frommen (a. 826) bemerkten wir schon 
(S. 26), eine gleiche mit Elnhard’s Translatio SS. Marcellini et Petri a. 828 ist von Pertz 
(Mon. Germ. I. 359 T )) aus der Benutzung dieser Schrift durch den Fulder Annalisten abgeleitet 
worden. Auch heisst es bei ihm 826: Georgius quidam presbiter de Venetia, cum Baldrico comite 
Foroiuliense veniens, organum ydraulicum Aquisgranl fecit, während dies „ydraulicum <( 
in den Reichsannalen fehlt und es andrerseits in der erwähnten Translatio auch heisst: Hic est 
Georgius Veneticus, qui de patria sua ad iraperalorem venit, et in Aquensi palatio organum, 
quod graece hydraulica vocatur, mlriflca arte composuit 4 ). 

Die Berichte Enhard’s bereits von 830 ab für gleichzeitige zu halten, geht deshalb nicht wohl 
an, weil wir den Ursprung der Annaies Sitbfenses erst frühestens in diese Zeit setzen durften 6 ). 

Endlich über die Verhältnisse, die Condition dieses Fuldischen Enhard wäre nach Pertz nicht 
viel Zweifel: er müsse ein Insasse des Bonifaciuskiosters zu Fulda gewesen sein, indess anderer- 


1) Vergl. S. 11. 13. 

2) (Vergl. Add. Sangallenses majoreg a. 955. Mon. Germ. I. 79). 

3) Diese selbstständigen Kürzungen der Ann. Fuld. sind es, welche in die Wagschale der gegnerischen Ansicht von 
dem Verhältnisse derselben zu den Sithienses am schwersten, indessen, denkeich, lange nicht gewichtig genug fallen, um 
dieselbe sinken zu machen. Wieviel solcher adminikulirender Argumente fänden sich nicht für die unsrige, als die in 
sich überall gleichmässige Fassung und Ausdrucksweise der Ann. Sithienses u. g. w. 

4) 1. 1. §. 75 (TeuleL Einhardi Opp. p. 340). — Auch verlegt Enhard schon 827 die Uebertragung des h. Petrus 
und Marcellinns in das Frankenreich in den November, während dieselbe von den Reichsannalen in den Okto¬ 
ber gesetzt wird. 

5) Vergl. S. 26. 


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29 


seits seine in chronologischer Hinsicht ungenaue Angabe Uber die Ausstellung der Reste des 
heil. Marcellinus in Aachen a. 828 *) beweise, dass wir es auf keinen Fall mit dem berühmten Ein¬ 
hard zu thun hatten. 

Wir wollen die Schwierigkeiten, welche dieser Identlflcirung entgegenzustehen scheinen, sowie 
umgekehrt die Umstände, die derselben das Wort reden könnten, noch ein wenig näher prüfen. 

Zunächst die etwas abweichende Orthographie des Namens dürfte derselben keinen unüber¬ 
windlichen Anstoss in den Weg legen. Es ist bekannt, wie willkührlicb man zu jenen Zeiten ln 
diesem Betracht verfuhr 2 ). Ausserdem nennen die zum bedeutenden Thell aus diesen Jahrbüchern 
extrahirten Annales Yburgehses — wohl nach der von ihnen benutzten Handschrift derselben — un¬ 
seren Autor auch geradezu „Einhart“ 3 ). 

In Beziehungen zu dem Fulder Kloster hat Einhard auch allerdings gestanden. Eine Notiz, 
die nur freilich von sehr zweifelhaftem Werthe, deutet sogar darauf hin, dass er dort in den Tagen 
des Abts Baugolf (780—803) seine erste Bildung erhalten *). Und stehen wir an, dieser Nachricht 
zu trauen, so wissen wir bestimmt, dass er mit Baugoirs Nachfolger Ratgar in Verbindung stand, 
wiederum mit dessen Nachfolger, Eigil (818—822), sogar befreundet war. Brun- Candidus, 
der Biograph BaugolFs und Eigtrs, ist wohl derselbe, welchen Ratgar Einhard geschickt batte und 
als Einhard’s Schüler zu betrachten 5 ). Zu Hraban sandte Einhard den Vussinus; bei eben¬ 
demselben studirte sein Freund Lupus, der bekannte spätere Abt von Ferrieres *). 

Eine an einzelnen Stellen hervortretende Verwandtschaft dieser Jahrbücher mit den Schriften 
Einhard’s, die auf sachlicher Uebereinstlmmung, nicht auf wörtlicher Nachahmung (wie etwa diejenige 
zwischen den s. g. Annales Einhardi und der Vita Karoli 0) beruht, hatten wir oben wahrzunehmen 
Gelegenheit. Die Nachrichten der Reichsannalen die Uebertragung des heil. Petrus und Marceilinus, • 
Einhard’s eigenstes Werk, betreffend finden wir hier modiflzirt und erweitert. 

Zugleich bleibt der Name Einhard’s selbst da, wo die Quelle, d. h. die Reichsannalen (a. 806) 
oder der Gegenstand selbst, wie a. 827 und 828, zu dessen Erwähnung einlud, ungenannt. — 

Aber alle diese der Autorschaft Einhard’s scheinbar günstigen Anzeichen 
beseitigt, wie es scheint, doch ein entscheidender Gegengrund: die Ausstellung der 
Reste des heil. Marcellin im Aachener Palaste, von der Niemand besser Bescheid wusste als Ein¬ 
hard, wird in unsern Annalen in eine falsche Zeit, erst 828 statt 827, gesetzt. Denn dieselbe 
erfolgte der Einhardischen „Translatio“ zufolge ein halbes Jahr nach der ersten Einbringung der 


1) S. Mod. Germ. I. 359. 7). 

2) Vergl. u. a. die Anmerkung Pertzens Mon. Germ. SS. II. 83.69): Vetereg etenim in efferendig nominibus propriis 
gibi congtanteg non erant etc., ferner Hahn, Jahrbücher dea fränk. Reiche 57. 6). 

3) Indem eie freilich zugleich geinen Antheil an den Fulder Annalen allem Anschein nach unrichtig big z. J. 839 incl. 
ausdebnen (s. Mon. Germ. SS. XVI. 34 sqq). 

4) Vergl. seine angeblich von Walafrid Strabo herrührende kurze Biographie (Pertz, Archiv VII. S. 372. 373). 

5) S. Wattenbach, Deutschlands Geschichtsquellen. S. 126. 

6 ) S. ebendaselbst S. 128. 

7) Vgl. meine Dissertation p. 43—52. 


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30 


heiligen Reste in Michelstadt und diese, wie aus demselben Buche hervorgeht, bereits im Herbst 
826 1 ). 


1 ) Vgl. Pertz, Mon. Germ. SS. I. 216. 7) und 359. 7) und besonders die ausführliche Begründung dieser Ansicht 
durch 0. Abel (Einhard’s Jahrbücher nach der Ausgabe der Monum. Germaniae übersetzt. Geschichtschreiber der 
deutschen Vorzeit in deutscher Bearbeitung IX. Jahrh. 2. Bd. S. 160—162). Einzelne der hier gegen die abweichende 
Meinung, nach welcher jene Uebertragung wirklich erst 827 erfolgt wäre, susammengestellten Gründe lassen vielleicht 
eine Berichtigung zu, aber ihrer Summe muss man sich wohl ergeben. 

Jedoch noch eines will ich bemerken: Wenn wir dies chronologische Ergehniss Pertz zugeben, können 
wir der Art, wie er die entsprechende Nachricht der (seiner Meinung nach ebenfalls Einhardischen) Reichsannalen 
damit in Einklang zu setzen gesucht hat, um so weniger beipflichten. Jene Jahrbücher schreiben a. 827 (Mon. Germ. 
SS. L 216): Corpora beatissimorum martirum Marcellini et Petri de Roma sublata, et Octobrio mense in Franciam 
translata, et ibi multis signis atque virtutibus clarificata sunt.“ — Wer wird diese Worte an sich anders verstehen, 
als einfach von der Uebertragung der heiligen Leiber von Rom in das Frankenreich, so wie sie auch Enhard 
von Fulda sich bereits deutete ? Aber Pertz — denn er müsste hier sonst eine Differenz zwischen Einhard und 
dem Reichsannalisten zugeben, welche die Identität dieser beiden Personen eben so unbedingt ausschlösse als der 
ganz gleiche Fall diejenige Einhards und Enhards von Fulda — legt die Stelle gleichwohl ganz anders aus. — Wir 
erfahren aus Einhards „Translatio“, dass nur ein Theil jener Reliquien bereits gegen Ende 826 nach Michel¬ 
stadt und von da am 17. Januar 827 nach Mulinheim kam, indess die Gebeine des heiL Marcellin, während der 
Reise nach St. Denys entwandt, Einhard erst acht Tage nach dem Osterfest 827 zurückgestellt wurden, um dann erst 
im Herbst dieses Jahres ebenfalls nach Mulinheim transportirt zu werden. Erst auf diese Vereinigung 
der sämmtlichen Reste der Heiligen soll nun die angeführte Notiz der Reichsannalen sich beziehen und 
ebendesshalb mit Einhards Darstellung in der Translatio bestens stimmen. — 

Indessen, wenn der Reichsannalist dies sagen wollte, hätte er sich, erlauben wir uns zu fragen, un¬ 
deutlicher ausdrücken können? Waren alle jene Gebeine, gleichviel ob in Mulinheim vereinigt oder nicht, 
nicht schon vor dieser Vereinigung „in Francia“? Demi dieser Name konnte damals wohl das Frankenreich im All¬ 
meinen, aber — ohne Zusatz — nur selten Ostfranken bedeuten, worin Mulinheim lag und dessen Gebiet Einhard 
selbst in der Translatio vielmehr mit dem Worte „Germania“ bezeichnet. Ja, was wichtiger sein möchte, wiederum 
Einhard selbst würde, nach der Redeweise seiner nämlichen „Translatio“ zu schliessen, 
mit jenen Worten niemals den Sinn verbunden haben, wie Pertz es thut. In jenem Buche 
(§. 34 Teulet. 1. 1. p 245 f.) sagt er : 

Scripturus virtutes atque miracula, quae beatissimi martyres Christi, Marcellinus et Petrur, postquam eorum 
sacratissima corpora de Roma in Fr a n ciam d ela ta sunt, per diversa loca fecerunt...ne- 
cessarium judicavi brevi praefatione perstringere, quod ex his, quae scribere disposui, major pars ad notitiam 
meam aliorum relatione perlata est — 

und darauf beginnt er dieErzählung keineswegs erst mit jenem Zeitpunkte der vollständigen 
Vereinigung des Schatzes im Herbste 827, sondern (s. §. §. 34. 35) mit der ersten Ueber¬ 
tragung desselben nach Mulinheim und geht in §. 36. (1. 1. p. 250) selbst bis auf das Ver¬ 
weilen der Reliquien in Michelstadt zurück. 


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